Für einen Sportler ist das Wichtigste der Respekt des Mitspielers und des Gegners. Und den hat sich der 26-jährige Kanadier Brett Wur bisher verdient. Seit dieser Saison steht er für die Kissinger Wölfe auf dem Eis, seit er vier Jahre alt ist, spielt er Eishockey. "Mein Vater hat schon Eishockey gespielt, mein Bruder auch, meine Cousins, meine Onkel. Es ist, als ob ich in ihre Fußstapfen trete", sagt Wur. Der 26-Jährige, der im kanadischen St. Andrews, ungefähr 50 Kilometer von Winnipeg entfernt, aufgewachsen ist, ist das erste Mal in Deutschland. "Bad Kissingen ist wirklich schön, eine entspannte Stadt", sagt er. "Es ist interessant, all die verschiedenen Bauten zu sehen und die Geschichte dahinter zu erfahren. Kanada ist ein ganz anderes Land. Diese kleine Stadt hier hat fast genauso viel Geschichte wie unser ganzes Land, das ist eine neue Erfahrung für mich und sehr cool", zeigt sich Brett Wur begeistert von der Historie mancher Kissinger Gebäude.


Eisbahnmeister in Bad Kissingen

Und ein Gebäude in der Kurstadt betreut er sogar: Er kümmert sich als Eisbahnmeister um die Eissporthalle. "Als ,ice rink master' muss ich zum Beispiel das Eis präparieren. Das macht mir Spaß und hilft mir auch beim Lernen der deutschen Sprache." In Bad Kissingen wohnt er zusammen mit Verteidiger Johan Larsson in einer WG. Auf Deutschland vorbereitet haben ihn aber seiner Freundin, ihre Mutter und Großmutter. "Die Großmutter meiner Freundin kommt aus Deutschland, sie hat mir Gulasch und Schnitzel gemacht. Hat sehr gut geschmeckt", sagt der 26-Jährige und grinst. Dabei kommt eine Zahnlücke neben den Schneidezähnen zum Vorschein. Zähne gegen Puck, der Puck gewann. Das ist Brett Wur nicht zum ersten Mal in seiner Eishockey-Karriere passiert.

Der Stürmer der Kissinger Wölfe ist eine absolute Sportskanone. "Ich trainiere das ganze Jahr über in verschiedenen Sportarten: Hockey, Volleyball, Golf. Ich gehe gerne an den Strand und fahre Jet-Ski und spiele Bowling", sagt Wur. Um vom Eishockey runterzukommen, wie er selbst sagt. "Wenn man dann zur Saison zurückkehrt, hat man wieder genügend Energie", sagt er.

Im Moment brauchen ihn die Kissinger Wölfe aber noch. Zum dritten Spiel der Verzahnungsrunde reisen sie am Freitag (20 Uhr) zum EC Pfaffenhofen, am Sonntag (18 Uhr) kommt der ERSC Amberg in die Eissporthalle. "Bei Pfaffenhofen kenne ich nur einen Spieler, Jake Fardoe. Er hat schon mit uns trainiert", sagt Spielertrainer Mikhail Nemirovsky. "Er ist ein netter Mensch und guter Spieler, mehr weiß ich nicht über ihn und Pfaffenhofen. Ich sage aber immer, dass man sich nicht zu viel auf den Gegner konzentrieren soll. Wir haben natürlich Respekt, aber keine Angst."


Der Kader ist gut genug

In Amberg hatten die Wölfe in der Verlängerung verloren, beim Heimspiel mit 3:2 gewonnen. "Amberg ist immer ein starker Gegner und immer ein interessantes Spiel", sagt Nemo. "Die haben ein paar neue Spieler. Aber jetzt müssen wir uns auf unsere drei Reihen, zweieinhalb im Moment, konzentrieren. Wir haben gute Verteidiger." Der Spielertrainer zählt Domantas Cypas und Niko Grönstrand auf, die "müssten normalerweise in der DEL oder DEL 2 spielen". Und auch Torwart Donatas Zukovas erwähnt er: "Ohne Don hätten wir gegen Buchloe nicht 9:2 gewonnen, da bin ich ehrlich."

Ehrlich sei auch Brett Wur: "Er hat die ersten zwei Monate in meiner Wohnung gewohnt, ich habe ihn also besser kennengelernt. Brett ist ein ehrlicher Mensch, der alles für die Mannschaft macht", sagt Nemo. "Die Leute sehen das vielleicht nicht, aber der Trainer und die Mitspieler schon. In jedem Sport ist das Wichtigste der Respekt des Mitspielers und des Gegners. Das ist die höchste Anerkennung, die du als Sportler kriegen kannst."