Vor zwei Wochen sind die Arbeiten am Bahnhof in Ebenhausen plötzlich zum Erliegen gekommen. Die Deutsche Bahn investiert dort derzeit rund 5,4 Millionen Euro. Der für den Landkreis Bad Kissingen wichtige Umsteigebahnhof soll bis Mitte 2019 barrierefrei ausgebaut werden. Der unerwartete Baustopp hat jetzt für Spekulationen gesorgt. "Für viele im Dorf war es ein großes Fragezeichen. Wieso tut sich dort nichts", berichtet Benedikt Keßler, Ortsreferent für Ebenhausen und Gemeinderat. Die Arbeiten hätten im Frühjahr mit Hochdruck begonnen, in kurzer Zeit sei viel vorangegangen. "Deswegen haben sich viele gewundert, wieso plötzlich nichts mehr auf der Baustelle passiert", sagt er.

Die Zwangspause hängt mit einer seltenen Stellwerkstechnik zusammen, die in Ebenhausen verbaut ist. Für den Betrieb nötige Dinge wie Gleissperren, Weichen, Signale und die Sicherungsanlagen für den Bahnübergang werden vom Stellwerk aus gesteuert. Doch der Reihe nach. Bislang ist nur das erste Gleis ebenerdig zu erreichen. Wer auf die übrigen Bahnsteige will, muss durch eine Unterführung durch, zu der aber nur Treppenabgänge hinunterführen. Damit in Zukunft auch Gehbehinderte, Radfahrer und Familien mit Kinderwägen bequem zu den Zügen kommen, legt die Bahn einige Meter versetzt eine komplett neue Unterführung an.

Wie die Bahn auf Anfrage mitteilt, hakt es aktuell im Bauablauf. "Um weiter arbeiten zu können, müssen im nächsten Schritt Teile der Stellwerkstechnik umgebaut und technisch abgenommen werden", erklärt ein Unternehmenssprecher. Das heißt: Bevor die Baufirma die Grube für die neue Unterführung ausheben kann, müssen Spezialisten die Signalkabel und die Stellwerkstechnik verlegen. Das Problem: "Für diesen Umbau stehen momentan keine Fachleute zur Verfügung." Deshalb seien die Arbeiten ins Stocken gekommen.

Es sei derzeit nicht absehbar, ab wann die Spezialisten für die seltene Stellwerkstechnik greifbar sind. Inwieweit sich dadurch die Baudauer verzögert und ob die Kosten steigen, dazu könne die Bahn derzeit nichts Belastbares sagen. Das Unternehmen geht allerdings davon aus, dass die neue Unterführung nicht wie geplant im September, sondern erst im Frühjahr 2019 fertig wird. "Für die Fahrgäste ändert sich aber erst einmal nichts", betont der Sprecher. Die Züge fahren wie geplant, es kommt lediglich zum Gleiswechsel, das heißt die Züge fahren von einem anderen Bahnsteig aus.

Dennoch herrscht seit Montag wieder reger Betrieb auf der Baustelle. Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren, wird das Bauwerk für die Unterführung jetzt an anderer Stelle vorproduziert und später in die Baugrube eingeschoben. "Normalerweise wird die Unterführung erst in der Grube betoniert", heißt es von der Bahn. Dieser Arbeitsschritt wird gespart.

In der Großgemeinde Oerlenbach ist man grundsätzlich froh darüber, dass die Bahn in den maroden Bahnhof des Ortsteils investiert. Noch lieber wäre es Bürgermeister Franz Kuhn und dem Gemeinderat aber, wenn auch das Umfeld der Anlage gleich mit hergerichtet würde. Dass eine öffentliche Toilette und befestigte Parkplätze fehlen, hat die Verwaltung immer wieder bei der Bahn angesprochen. Auf der letzten Bürgerversammlung in Ebenhausen hat das Thema ebenfalls großen Raum eingenommen.

Dass die Bahn keinen der beiden Punkte angehen will, stößt dem Ortsreferenten sauer auf. Jeder Bürger, der ein Haus baut, müsse Stellplätze vorhalten - dann doch auch die Bahn. So lautet der Tenor im Gemeinderat. "Dass wir einen Parkplatz brauchen, steht für mich außer Frage", sagt Keßler. Viele Pendler parken die umliegenden Wohngebiete zu. Für die Anwohner sei das eine Belastung. Die Gemeinde müsse den Druck auf die Bahn hochhalten, Parkplätze anzulegen. "Vielleicht lässt sich ein Kompromiss finden", schlägt er vor. Etwa dass die Gemeinde sich an den Kosten beteiligt. Notfalls müsse darüber nachgedacht werden, die Parkplätze aus eigenen Mitteln zu finanzieren - so wie bereits in Rottershausen. Dort hat Oerlenbach die Parkfläche am Bahnhof selbst und mit Geldern aus der Dorferneuerung bezahlt.