Ein Tabuthema greift die jetzt eröffnete Wanderausstellung "Kinder-Sprech-Stunde" an, denn eigentlich geht es darum, "wenn Mama und Papa Probleme haben". Die in der Wandelhalle zu sehende Ausstellung sensibilisiert im wahrsten Sinn "mit Wort und Bild" für die Situation von Kindern mit psychisch kranken Eltern.

Stellvertretende Landrätin Monika Horcher, die die vom Bayerischen Sozialministerium konzipierte Wanderausstellung eröffnete, zitierte dazu aus dem Ausstellungsflyer: "Psychische Störungen können uns alle treffen, das Schicksal ist nicht vorhersehbar" und weiter "wenn Eltern an einer psychischen Erkrankung leiden, sind besonders die Kinder betroffen". Denn durch die Erkrankung eines oder beider Elternteile können Entwicklung und Erziehung der Kinder beeinträchtigt sein.

Häufig zeigten sich dann auch die Kinder, wie es oft beschönigend ausgedrückt wird "verhaltenskreativ". Eine ganze Reihe solch "verhaltenskreativer" Zeichnungen, mit Kurzaussagen der jeweiligen anonymen Kinder unterlegt, zeigt die Wanderausstellung. Fachkräfte aus nahezu allen sozialen, psychosozialen und medizinischen Arbeitsfeldern, sowie aus Kindertagesstätte und Schule melden immer mehr Fälle. Da psychische Belastungen oder Erkrankungen in den Familien immer noch ein Tabuthema sind, erreichen die an Schnittstellen KITA und Schule tätigen Menschen diese Signale oder Merkmale erst relativ spät - in der Regel erst dann, wenn die Auffälligkeiten bereits ein fortgeschrittenes Stadium erreicht haben.

So wendet sich die Ausstellung an all jene Menschen, die Privat oder beruflich mit Kindern zu tun haben, also auch an Eltern, Großeltern, Erzieherinnen, Lehrerinnen und andere Fachkräfte. Sie soll motivieren, hinzusehen, den Kindern beizustehen und ihre Kräfte zu fördern. Das könne den Kindern helfen, trotz schwieriger Rahmenbedingungen gesund aufzuwachsen.

Wie Monika Horcher weiter ausführte, sei es wichtig, Betroffene frühzeitig mit Informationen und Beratungsangeboten zu unterstützen. Das wiederum erfordere eine "interdisziplinäre Fach- und zuständigkeitsübergreifende und instituions-übergreifende Vernetzung", also eine gewaltige Aufgabe.

Mit der Ausstellung "Kindersprechstunde" und der Arbeit in den Netzwerken möchten die Akteure alle Betroffenen, ob Fachkräfte oder Familien, auf diese Herausforderung aufmerksam machen. Auch wenn der Titel "Kindersprechstunde" eher an ein Wartezimmer erinnern mag, die Betroffenen haben keine Zeit und benötigen in den meisten Fällen umgehende Hilfe.

Bei der Ausstellung "Kinder-Sprech-Stunde" stehen Kinder psychisch erkrankter Eltern im Mittelpunkt. So erzählen sie im Rahmen der Ausstellung an Hand von Bildern und Texten über ihre Ängste, Hoffnungen und Wünsche. Das Konzept der Kindersprechstunde wurde schon im Jahr 2014 mit dem Bayerischen Präventionspreis ausgezeichnet.

Kinder psychisch kranker Eltern befinden sich in einer sehr belastenden, familiären emotionalen und sozialen Situation. Die psychische Erkrankung eines Elternteils hat Auswirkungen auf alle Lebensbereiche des Kindes. So leiden die Kinder nicht nur sehr unter den verunsichernden Veränderungen in der Familie, sie sind zudem einem erhöhtem Risiko ausgesetzt, selbst psychisch zu erkranken. Genau darum sei es wichtig, umfassend über das Thema zu informieren.

Psychische Erkrankung der Eltern führt oft zu Isolation, und dadurch werden auch die Kinder oft aus sozialen Untertützungs-Angeboten ausgegrenzt. Genau das gelte es zu vermeiden, denn es gibt Hilfe - auch im Landkreis Bad Kissingen. Informationen und Unterstützung erhalten betroffene Familien, Kinder und Jugendliche bei der Beratungsstelle für Eltern, Kindern und Jugendliche (Erziehungsberatung, Hartmannstraße 2a, Bad Kissingen, Tel.: 0971/72 46-92 00). Zudem sind für Kinder betroffener Eltern mit den "Gefühlswelten" einige Gruppenangebote geplant.

Die Ausstellung in der Bad Kissinger Wandelhalle läuft noch bis zum 5. Februar, die Wandelhalle ist täglich von 7 bis 21 Uhr zugänglich. Während der Kurkonzertzeiten wird eine Kurkarte benötigt. Konzertzeiten sind dienstags bis sonntags von 10.30 bis 11.30 Uhr und von 15.30 bis 17 Uhr, an zwei Tagen finden zusätzlich wöchentlich Abendkonzerte von 19.30 bis 20.45 Uhr statt.