Mit großem Aufgebot gingen die Behörden gegen eine lange beanstandete Tierhaltung bei Hammelburg vor. Zwei Vertreter des Veterinäramtes fingen zusammen mit zwei Polizisten, zwei Helfern und zwei Tiertransportfahren drei Pferde ein. Sie sollen endlich ein Quartier finden, wo sie sich wohlfühlen.
Der Tierhalter war während der Aktion auf dem 4000 Quadratmeter großen Gelände nicht anwesend. Er hatte womöglich nicht damit gerechnet, dass das Veterinäramt am Donnerstagnachmittag mit der Wegnahme der Tiere ernst macht.
Auffällig war die Situation laut der Behörde schon seit drei Jahren. Spaziergängern waren die Lebensbedingungen der zwei Pferde im Alter von zwei bis vier Jahren und einem zwischen 15 und 20 Jahren schon länger ein Dorn im Auge.


Gerichtliche Schritte

Das Drama endete in einer Untersagung der Tierhaltung. Bis zuletzt hatte sich der Halter dagegen gewehrt und noch gerichtlich einen Aufschub erwirken wollen, berichtet das Veterinäramt. Allerdings vergeblich. Die Mängel bei der Tierhaltung waren so offensichtlich, dass die bevorstehende Wegnahme der Tiere der Prüfung vor Gericht stand hielt.
"In der Hauptsache ist aber noch nicht entschieden", schränkt Veterinäramtsleiter Thomas Koy vor Ort ein. Für ihn ist die Aktion unvermeidlich, weil der Halter Auflagen und Bescheiden regelmäßig nicht nachgekommen sei.
Mit negativen Auswirkungen für die Pferde. "Sie haben gelitten", fasst Koy seine Bewertung zusammen. Dies habe man am apathischen Verhalten und dem Körperbau gesehen. Bei über 40 Kontrollen habe man die Entwicklung lückenlos dokumentiert.


Lange Mängelliste

Lang ist die Liste der bei der Haltung festgestellten Mängel. Den Tieren fehlte der Witterungsschutz, weil sie sich auf dem aufgeweichten Untergrund in den provisorischen Unterständen aus Rohrgestänge kaum aufhalten konnten. Koy: "Wie in einer Wildschweinsuhle." Deshalb mangelte es an Liegeflächen für artgerechtes Ruhen. Oft habe es an Futter und Wasser gefehlt. Es sei auch versäumt worden, an der Wiederbegrünung matschiger Bereiche zu arbeiten.
Die Pferde waren längst polizeibekannt, weil sie mehrfach ausgebüxt waren und Autofahrer auf der nahen Staatsstraße gefährdeten. Das hatte technische Ursachen. "Der Strom auf dem Zaun war zu schwach", beschreibt Koy den Hintergrund. Polizisten fingen die Ausreißer wiederholt ein und kümmerten sich auch schon mal um die Versorgung.
Und warum dauerte es so lange bis zur Wegnahme? Für den massiven Eingriff in die Eigentumsrechte müssen diverse Verfahrensschritte eingehalten werden, erläutert Koy. Wenn es um Leben oder Tod geht, habe man andere Möglichkeiten.
Gelegentlich habe der Halter den Anschein erweckt, als ob Besserung einträte, bestätigen die Polizeibeamten. Über den Winter habe sich der Zustand auf der Weide aber so verschlechtert, dass erneut ein Zwangsgeld angedroht werden musste. Jetzt war man mit der Geduld am Ende. Die letzte Frist zur Beseitigung der Missstände war Anfang März abgelaufen.
Mit der Wegnahme der Tiere will das Veterinäramt verdeutlichen, dass es im Interesse der Tiere handelt. Koy blickt auf die Gesamtsituation der Tierhaltung im Landkreis: "Das ist kein Einzelfall, aber auch nicht die Regel. Wir sind kein schlechter Landkreis." Jeder Anzeige werde nachgegangen, aber nicht immer stecke dahinter ein Verstoß, wenn Tiere im Freien gehalten werden. Die behördlich angeordnete Umquartierung ist mit einem hohen Organisationsaufwand verbunden. Alles werde dem säumigen Tierhalter in Rechnung gestellt.
Doch das löst längst nicht alle Probleme. "Es gibt keine Auffangstationen für Pferde", verdeutlich Koy. Die zukünftige Unterbringung gelinge nur mit großem ehrenamtlichen Einsatz. Dafür dankt Koy seiner Mitarbeiterin Yvonne Osicka. Ihr Engagement bei der Vermittlung ermögliche den Pferden eine bessere Zukunft.
Für die Behörden ist das Kapitel nach dem Abrücken des Tiertransportes noch nicht beendet. Auf dem gleichen Grundstück belasten Abfall und eine Handvoll alter Autos die Natur. Sicherungs- und Zwangsmaßnahmen seien eingeleitet, heißt es dazu beim Landratsamt. Weil es sich beim Grundstückseigentümer und dem Eigentümer des Unrates um zwei verschiedene Personen handelt, könne sich das Verfahren noch ein paar Wochen hinziehen. dübi