Der große Aufreger kam in der Rannunger Gemeinderatssitzung ganz zum Schluss des Vortrags von Diplomingenieur Sven Müller: Über 1,4 Millionen Euro würde der Neubau eines Tiefbehälters für die Wasserversorgung der Gemeinde kosten. Ausführlich stellte der Mitarbeiter des Hassfurter Büros Baurconsult die in den letzten Monaten erarbeitete Planung vor. Mit so hohen Kosten hatten die Gemeinderäte nicht gerechnet. Deshalb wird auch die Sanierung des in die Jahre gekommenen Wasserturms wieder erwogen. Bei Stimmengleichheit abgelehnt wurde Werner Kellers Antrag, in der nächsten Sitzung darüber abzustimmen, ob eine Bürgerversammlung einberufen werden soll. Aus rechtlichen Gründen konnte nicht gleich abgestimmt werden.

Im letzten Jahr hatte der Gemeinderat sich dazu entschlossen, den Wasserturm aus dem Jahr 1956, der 150 Kubikmeter Wasser fasst und etwas korrodiert ist, aufzugeben und stattdessen einen neuen Tiefbehälter mit zwei Kammern mit je 200 Kubikmetern Fassungsvermögen zu bauen. Nachdem im September westlich der Bergstraße auf freiem Feld ein Grundstück gekauft worden war, hatte Baurconsult mit der konkreteren Planung begonnen. Sven Müller betonte, dass Rannungen die einzige Gemeinde weit und breit ist, die ihr Wasser ohne jeden Aufbereitung direkt aus ihren beiden Brunnen ins Rohrnetz schicken kann. Das macht entsprechende technische Anlagen unnötig. Er betonte auch, dass beim Bau des neuen Tiefbehälters der Wasserturm außer Betrieb genommen werden kann und nicht saniert werden muss. Nach allerdings älteren Schätzungen hätte das rund eine Viertelmillion Euro gekostet. Der Turm, das Wahrzeichen der Gemeinde, könne allerdings als dritter Löschwasserbehälter weiter verwendet werden.

Müller begründete auch die Mehrkosten für den Tiefbehälter in der jetzt vorgeschlagenen Form gegenüber früher genannten Zahlen: Der Standort sei gegenüber der früheren Studie geändert worden. Ein Baugrund-Gutachten habe gezeigt, dass ab etwa 1,20 bis 1,30 Metern Tiefe der Untergrund felsig ist. Der Erdaushub muss abgefahren werden, da er etwas Nickel enthält und das Gelände am Rand des Wasserschutzgebietes von Münnerstadt liegt. Durch den jetzigen Standort werden Wasserleitung, Stromzuführung, Kanal und Baustraße länger als ursprünglich vorgesehen. Aus Sicherheitsgründen ist eine zweite Zuleitung zur Speisung des Ortsnetzes geplant.


Enorme Preissteigerungen

Ein sehr wesentlicher Faktor für die Kostensteigerungen sind auch die Preissteigerungen in letzter Zeit. Wegen des felsigen Untergrundes könnte das Bauwerk etwa 1,50 Meter höher gesetzt und die Wasserableitung als Graben ausgeführt werden. Dadurch könnten rund 10 000 Euro eingespart werden. Außerdem könnte die Gemeinde den Boden selbst abfahren, schlug Sven Müller vor.
In den letzten zwei bis drei Jahren seien die Preise auf dem Bausektor stark gestiegen, "die Auftragsbücher der Firmen sind voll, die Auftragslage hat sich zum Nachteil der Gemeinden geändert", meinte Sven Müller.

"Schockiert" zeigte sich Bürgermeister Fridolin Zehner (CSU) über die Zahlen. Werner Keller schlug vor, angesichts der hohen Kosten für den Tiefbehälter nun doch die Sanierung des Wasserturms zu überlegen, denn "der Wasserverbrauch sinkt. Bei unserem Wasserverbrauch spart jeder." Er schlug vor, die Bürger in einer Bürgerversammlung über die Kostensteigerung zu informieren.
"Diese Kostenexplosion ist mir zu viel", betonte Daniel Weigand (CSU-Freie Wähler Rannungen). Harald Klopf (Rannunger Bürgerliste) betonte dagegen "das macht Sinn in dieser Form." Damit könne man das Wasser aufbereiten, wenn es einmal nötig werde. Die zweite Zuleitung in den Ort sei wichtig. "Wir wollen ein neues Baugebiet, aber mit neuen Häusern reicht der Wasserturm einfach nicht mehr", ergänzte Harald Leurer. "Was kommt auf die Leute zu? Es ist ein Problem, heute eine Entscheidung zu treffen", sagte Wolfgang Röder.


Abstimmung

Über die Pläne zum Neubau des Tiefbehälters wurde nicht abgestimmt. Das Thema wird den Gemeinderat weiter beschäftigen. Abgestimmt wurde aber darüber, ob in der nächsten Sitzung über eine Bürgerversammlung speziell zum Thema Wasserversorgung und Kosten für die Bürger abgestimmt werden soll. Da jeweils sechs Gemeinderäte dafür und dagegen waren, ist der Antrag abgelehnt. Eine direkte Entscheidung darüber war nicht möglich, da ein entsprechender Antrag nicht auf der Tagesordnung stand.