Beim Tag des offenen Denkmals sind Hammelburg und die Nachbargemeinden wie schon öfter wieder kaum vertreten. Das Rinecker-Haus ist das einzige Gebäude, das Freunde von Geschichte und Architektur besichtigen können. Eigentümerin Maria Rinecker öffnet nicht nur ihr Anwesen, sondern bietet ihren Gästen auch ein lehrreiches Programm.
"Der Tag des offenen Denkmals ist eine schöne Veranstaltung", sagt Maria Rinecker. Daher macht sie zum wiederholten Mal mit. Das diesjährige Motto des Aktionstags lautet: "Entdecken, was uns verbindet." Maria Rinecker hat es auf ihre Weise interpretiert: Der Baustoff Lehm, der am Haus als Bindematerial vorkommt, steht im Mittelpunkt.
So bietet Maria Rinecker der "LehmArt" des Künstlers Elmar Döll Ausstellungsmöglichkeiten. Döll fertigt aus verschiedenen Lehmsorten geometrisch-abstrakte Bilder. Außerdem gibt es einen Kurs zu der alten Schreibschrift Sütterlin. "Sütterlin verbindet alt und neu", erklärt Maria Rinecker.
Sie versucht auch sonst ihr Haus das Jahr über offen zu halten. Neugierige können donnerstags und sonntags von 14 bis 20 Uhr hineinschauen. Immer mal wieder laufen Touristen spontan vorbei, berichtet Maria Rinecker. Das Haus, das sie 2008 nach dem Tod ihrer Mutter übernommen hat, zieht in der Altstadtgasse schließlich die Blicke auf sich. Es fällt architektonisch aus der Reihe.
Das Gebäude gehört zu den wenigen Häusern, die den Stadtbrand von 1854 überstanden. Markant ist das Eingangsportal. Die Bogenfigur trägt die Jahreszahl 1590 im Wappen. Das Haus könnte in seinem Grundbestand aber sogar noch älter sein. Im Laufe der Zeit erfuhr es mehrere Umbauten. So könnte es an einer Seite eine Erweiterung gegeben haben.
Jakob Rinecker, Maria Rineckers Urgroßonkel, stiftete in seinem Testament von 1841 Wiesen an die Stadtarmenkasse. Eine Schenkung von 3000 Gulden bildete außerdem den Grundstock für die Gründung der Lateinschule im Jahr 1844. Ein Raum im Obergeschoss erinnert an diese Familiengeschichte. Maria Rinecker versucht ihr immer weiter nachzuspüren. Jüngst traf sie in Augsburg auf einen ehemaligen Zahnarzt mit gleichem Nachnamen, erzählt sie.
Er trage das gleiche Familienwappen, erklärt Maria Rinecker. Es muss daher eine Seitenlinie geben, die sich einst abgespaltet hatte. Ein Vergleich der Stammbäume könnte Hinweise preisgeben. Der ehemaligen Zahnarzt habe umfangreiches Archivmaterial. Vielleicht entdeckt Maria Rinecker darin neue historische Verbindungen.
Die Stadt nimmt in diesem Jahr nicht am Tag des offenen Denkmals teil. Die Vorbereitungen für die Kirchenmusiktage, die im Oktober stattfinden, haben Kräfte gebunden, wie Elfriede Böck vom Kulturamt erklärt. Sie kann sich aber fürs kommende Jahr eine Beteiligung vorstellen.
Das Programm am Tag des offenen Denkmals Das Rinecker-Haus in der Dalbergstraße 30 ist am Sonntag, 9. September, von 11 bis 19 Uhr für Besucher zugänglich. Im Obergeschoss des historischen Gebäudes sind Werke von Elmar Döll zu sehen. Der Künstler aus Karlstadt führt die Herstellung farbiger Lehmstampfplatten vor und beantwortet Fragen zu dem Werkstoff. Heimatpflegerin Cornelia Mence bietet um 11.30, 13.30 und 15.30 Uhr anhand Großmutters Poesiealbum einen Kurs in Sütterlin. Außerdem können Pflänzchen für einen guten Zweck erworben werden.