Es ist seit Jahren Konsens, dass in der Bahnhofstraße etwas passieren muss. Aber was? Bisher fehlten Anhaltspunkte, wie sich die Straße zum Besseren verändern könnte. Nun liegen erste Überlegungen vor. Sie geben die Richtung für die geplante Umgestaltung des Straßenbilds vor.

Das Architekturbüro Holl Wieden Partnerschaft hat einen Vorentwurf für die Bahnhofstraße ausgearbeitet. Nachdem Anfang Juni zunächst der Stadtrat über diesen Planentwurf beraten hatte, konnten nun alle Hammelburger darüber diskutieren. In einem Workshop brachten sie ihre Ideen, Anregungen und Einschätzungen vor.

Es reicht, die Bahnhofstraße einmal ganz bis zur Ampelkreuzung am Postamt durchzulaufen, um zu merken, dass ihre besten Zeiten vorbei sind. Architekt und Stadtplaner Hartmut Holl bescheinigte der Bahnhofstraße "eine gewisse Abwärtsentwicklung". In einer Voruntersuchung hatte das Büro neun Leerstände erfasst, darunter "einige auffällige".

"Früher war es die bedeutende Straße", erklärte Holl. Anhand alter Ansichten und des historischen Katasterauszugs belegte er seine Einschätzung. Noch heute findet sich viel historische Bausubstanz in der Straße, zum Beispiel ein Gebäude aus der Zeit des Jugendstils. Allerdings würde mancher Häuserfassade eine Auffrischung sehr gut tun.

Holl identifizierte drei Stellen, an denen der Straßenverlauf akzentuiert werden könnte: am Schreibwarenladen Endres, am ehemaligen Forsthaus, dem heutigen Sitz des Forstbetriebs der der Bayerischen Staatsforsten, und an der Spitalkirche. So schlug er für die Fläche am Schreibwarenladen die Umgestaltung zu einem Platz mit Brunnen vor. Holl sagte: "Solche Punkte zu setzen, ist entscheidend. Das Ende der Bahnhofstraße ist trivial. Es sollte aufgewertet werden."

Über all das konnten die etwa 50 bis 60 Teilnehmer des Workshops - Anwohner und Geschäftsleute aus der Bahnhofstraße, aber auch aus anderen Stadtbereichen, sowie einige Stadträte - in drei Arbeitsgruppen diskutieren. Am stärksten gingen die Meinungen bei der Verkehrsführung auseinander - wie zu erwarten war.

Viele Interessen prallten aufeinander. Durch eine neue Verkehrsführung in der Bahnhofstraße dürfe es keine Verdrängung in andere Straßen geben, sagte zum Beispiel Stefan Seufert. Als Anwohner der Rote-Kreuz-Straße wies Seufert auf den Verkehr hin, den diese Straße schon jetzt aushalten muss.

Die Gruppe konnte sich auch nicht auf eine Verkehrsführung für die Bahnhofstraße einigen. Allerdings steht schon fest, was es nicht geben wird: eine Fußgängerzone. "Der kleinstädtische Einzelhandel ist von Fahrern abhängig, die kurz am Laden halten können", riet Holl von einer Fußgängerzone ab. Ziel des Planungsbüros ist es, durch Beruhigung und Senkung der Geschwindigkeit den Durchgangsverkehr auf die dafür vorgesehene Turnhouter Straße zu verlegen.

Das Thema Verkehr prägte zunächst ebenfalls die Wortbeiträge in der Arbeitsgruppe, die sich um die Gestaltung kümmern sollte. Die Teilnehmer griffen im weiteren Verlauf die Idee für ein Brunnenelement auf und schlugen Begrünung mit Weinranken vor.

Die dritte Gruppe beschäftigte sich mit Nutzungskonzepten für die Leerstände. Dabei zog der Kupsch-Supermarkt als auffälligster und größter Leerstand viel Aufmerksamkeit auf sich. Eine Markthalle oder gar eine Einkaufspassage mit Verbindung zur Parallelstraße gehörten zu den Ideen für das Gebäude.

Durchgänge zum Parkplatz Weihertorplatz sollten die Erreichbarkeit der Bahnhofstraße verbessern. Die Leerstände erschienen den Teilnehmern als gute Standorte für Lebensmitteleinzelhandel oder regionale Gastronomie. "Von Auswärtigen hört man immer wieder die Frage, wo man regionaltypisch essen könne", erklärte Apotheker und Vorsitzender des Vereins für Wirtschaft und Stadtmarketing, Sebastian Hose.

Alle Anregungen, die an dem Abend zusammengetragen wurden, werden in einen überarbeiteten Entwurf des Büros fließen. Laut Bürgermeister Armin Warmuth (CSU) sollen danach die Ergebnisse den Bürgern in einer weiteren Veranstaltung vorgestellt werden. Das wird wohl im Herbst passieren.