Frank Schmitt sieht die Zeit gekommen. Die Zeit, als Vorsitzender des Steinacher Heimatvereins abzutreten. 18 Jahren stand er dem Verein, den er einst mitgründete, vor. Ungewöhnlich erscheint sein Schritt trotzdem, zählt Schmitt doch erst 42 Jahren. Doch er folgt einer eisernen Regel.
Der Steinacher hinterlässt durchaus ein bestelltes Feld: Der Heimatverein lebt, in ihm tummeln sich mehr als 200 Mitglieder, Tendenz steigend. Sie veranstalten Feste wie die Kirmes und Büttenabende, nehmen am Faschingszug teil (alles, wenn nicht gerade Corona ist), investieren viel Zeit und Kraft in die Jugend der Gemeinde, die Räume im Obergeschoss des alten Pfarrhauses an der Kirche nutzt.
Vor zwei Jahren bezog der Verein dort ebenfalls sein neues Domizil. Im Erdgeschoss verfügt er jetzt über ein Sitzungszimmer, einen Probenraum für die Faschingsfreunde, ein Archiv und ein Lager. Miete zahlen die Heimatfreunde keine, nur die Betriebskosten. Dafür halten sie das Gebäude sauber, leisten kleine Instandhaltungsarbeiten.
Frank Schmitt kann auf ein engagiertes Vorstandsteam bauen. Trotzdem will er nicht weitermachen. Er folgt der Maxime, dass man aufhören soll, wenn es am schönsten ist. "Wenn man fast 18 Jahre einen Posten bekleidet, muss man aufpassen, dass man ihn rechtzeitig an einen Jüngeren abgibt." Die Vereine seien voller Beispiele, wo sich Strukturen festgefahren hätten und Vorsitzende mangels Bereitschaft anderer ihre Posten nicht loswürden.
Auch sieht der 42-Jährige, der seit zehn Jahren für das Staatliche Bauamt in Schweinfurt arbeitet, leichte Ermüdungserscheinungen. Nicht nur bei sich, sondern auch im Mitgliederstamm. Ihm ist geglückt, was vielen Vereinsvorsitzenden nur schwerlich gelingt. Pünktlich zu seinem Abtreten kann er einen aus seiner Sicht geeigneten Nachfolger präsentieren - der sich bei der Generalversammlung am Donnerstag, 20 Uhr, in der Henneberghalle zur Wahl stellen wird.
Einen Namen präsentiert Frank Schmitt im Vorfeld nicht. Er sagt nur: "Der Kollege ist zehn Jahre jünger und aus einem anderen Umfeld als ich." Stellvertretender Vorsitzender, Schriftführer und Kassier sollen indes bleiben - obwohl mit etwa 15 Mann die Hälfte des erweiterten Vorstandes wohl wechseln wird. Im Heimatverein Steinach wählen sie alle drei Jahre neu. So, glaubt Schmitt, übernehme der ein oder andere doch eher bereitwillig einen Posten.
Obwohl Schmitt die Entwicklung seines Vereins prinzipiell positiv bewertet, sieht er Herausforderungen. "Viele sind nicht mehr so bereit, Zeit in die Gemeinschaft zu investieren." Jeder habe doch seinen eigenen Freizeitpark zu Hause: Trampolin, Pool und Wohnzimmer. Das Leben spiele sich nicht mehr unbedingt auf dem Spielplatz, im Schwimmbad oder Wirtshaus ab. Es fehle die Gemeinschaft. "Ich hoffe, dass die Leute durch Corona gemerkt haben, dass da was fehlt, dass sie wieder zusammenkommen wollen." Durch die zunehmende Abstimmung in Whatsapp-Gruppen gehe der persönliche Kontakt verloren.
Auch müsse der Heimatverein die Verbindung zur Jugend halten, sie weiter einbeziehen. Sonst würde die schnell das Interesse verlieren. "Der Verein hat sich ja bereiterklärt, gemeinsam mit den Jugendlichen in ihrem Raum Ordnung zu halten, obwohl das Aufgabe der Gemeinde wäre."
Seinen Nachfolgern legt der 42-Jährige ans Herz, "sich nicht zu sehr zu modernisieren", stattdessen wie früher Ferienprogramme und Ausflüge anzubieten. "Da könnte der Verein mehr machen." Schließlich kritisiert der Steinacher auch die GEMA-Gebühren, die für Veranstaltungen mit Musik zu zahlen sind und die Besteuerung von Umsätzen bei Festen ab einer bestimmten Grenze. Dabei seien die das finanzielle Rückgrat der Vereine. "Auch sollen die Vereine beim Jugendschutz den Kopf hinhalten für Dinge, die Aufgabe der Eltern sind." Politiker müssten nicht nur verdiente Vereinsvertreter auszeichnen, sondern sich stärker für sie einsetzen.
Auch wenn er die Führung abgibt: Fertig hat Frank Schmitt im Steinacher Heimatverein noch lange nicht. Er will sich weiter um die Jugendarbeit und das Historische kümmern. So möchte der Steinacher die Schränke im Sitzungszimmer mit stücken aus der Sammlung des verstorbenen früheren Bürgermeisters Helmut Schuck füllen und Besuchern präsentieren. "Damit das Material nicht im Archiv verschwindet." Darin geht es um Originale und Persönlichkeiten aus dem Ort sowie Wissenswertes über örtliche Vereine.
Zum Kampf um Steinach im April 1945 hat Schmitt in den vergangenen Jahren Aussagen von Augenzeugen gesammelt und auf Glasplatten gebannt. Die würde er gern im Umfeld des alten Pfarrhauses aufstellen. Denn nicht jeder findet den Weg zur Wanderschutzhütte oberhalb des Ortes, die gleichzeitig als Museum und Gedenkstätte für die Kämpfe in der Endphase des Krieges fungiert. Übrigens auch ein Großprojekt des Heimatvereins.
Wenn er Verantwortung übernehmen solle, so der 42-Jährige, werde er sich nicht sträuben. Und auch als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Aber nicht mehr als Vorsitzender des Vereines.