Mit einem kräftigen, aber kameradschaftlichen Schlag auf die rechte Schulter beförderte Leitender Polizeidirektor Andreas Poddig, ständiger Vertreter des Präsidenten der Bundespolizeiakademie in Lübeck, am Mittwoch 136 männliche und 44 weibliche Lehrgangsabsolventen des Bundespolizei-Ausbildungs- und Förderungszentrums Oerlenbach zu Polizeimeistern und -meisterinnen.

Die 180 jungen Polizisten im Alter zwischen 18 und 38 Jahren werden überwiegend in den Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg, aber auch in Koblenz und am Frankfurter Flughafen ihren mittleren Vollzugsdienst antreten.


Seit 2015 vorbereitet

Seit September 2015 hätten die Lehrgangsteilnehmer "hier in der fränkischen Toskana" nicht nur eine formale Berufsausbildung erhalten, betonte Poddig in seiner Festrede, sondern sie seien auf ihre künftige, "manchmal auch gefährliche Tätigkeit" vorbereitet worden. Im Einsatz komme es nicht nur auf gute Zeugnisse und fachliche Leistung an, sondern auf menschliche Kompetenz und die Verinnerlichung der bundespolizeilichen Werte.

Deshalb sei ein Schwerpunkt in der Ausbildung auch "die charakterliche Entwicklung zur Teamfähigkeit" gewesen. Besonders beim Einsatz rund um den G20-Gipfel in Hamburg hätten die Lehrgangsteilnehmer erleben können, "was Zusammenhalt bedeutet, und dass man als Polizei zusammenstehen muss".


Immer mehr Absolventen

Noch vor vier Jahren wurden in Oerlenbach 34 Polizeimeister verabschiedet, heute seien es 180. Bundesweit wurden vor vier Jahren nur knapp 240 Polizeimeisteranwärter nach erfolgter Ausbildung den Einsatzdirektionen übergeben, 2018 werden es fast 1000, und 2019 sollen es sogar 1700 Absolventen sein, beschrieb Poddig den politisch gewollten Ausbau der Bundespolizei. Dennoch müsse das "Prinzip der Bestenauslese" weiterhin die Basis der Ausbildung bleiben. "Es muss immer noch ein Privileg sein, diesen Beruf ausüben zu dürfen." So hätten sich zum September 2015 bundesweit knapp 11.500 Bewerber gemeldet, doch nur 1200 habe man in die Ausbildung übernommen. 228 seien es damals in Oerlenbach gewesen.


Von den Anforderungen und der Härte ihrer Ausbildung berichteten Lehrgangssprecher Kerim Kaplan und Stellvertreterin Marlena von Malottki den Angehörigen und Gästen in der Wilhelm-Hegler-Halle. "Es war nicht immer nur heile Welt", versicherte Kaplan. "Egal, was war, unser Lehrgang OEP 15 war immer schuld." So manches Mal hätte man sich wie bei einer mittelalterlichen Hexenjagd gefühlt. Doch ganz so schlimm sei der Lehrgang wohl doch nicht gewesen. "Immerhin haben wir bestanden."
Nach der Zwischenprüfung seien alle Teilnehmer im zweiten Jahr zur praktischen Ausbildung auf die Standorte Bayreuth und Deggendorf verteilt worden. Dort habe man im Vergleich mit Oerlenbach klare Standortvorteile erkannt, so Marlena von Malottki, wenn es auch in Deggendorf "anfangs verbale Verständigungsprobleme mit den Ausbildern aus Niederbayern gegeben hat".

Zurück in Oerlenbach begann dann die Vorbereitung auf die Prüfungen. Kaplan: "Wenn man mehr Kugelschreiber verbraucht als Munition, dann ist man im Laufbahnlehrgang."


Künftige Einsatzorte spät mitgeteilt

Deutlich kritisiert wurde von den Lehrgangssprechern die verspätete Meldung der künftigen Einsatzorte. In der Kürze der Zeit sei kaum eine ordentliche Vorbereitung oder gar eine Unterkunftssuche möglich. Polizeioberrat Christian Klein, Inspektionsleiter am Frankfurter Flughafen, begründete diese Verspätung mit dem aktuellen Ausbau der Bundespolizei und der Einrichtung neuer Dienststellen. "Die Politik hat reagiert." Die neuen Dienststellen müssen jetzt besetzt werden. "Sie werden gebraucht", rief er deshalb den jungen Polizisten zu und versprach: "Im Moment kann jeder bei der Bundespolizei das erreichen, was er möchte." Dabei dürften die Oerlenbacher Absolventen beste Chancen haben, denn Klein wusste aus mehrjähriger Erfahrung: "Wer in Franken ausgebildet wurde, ist fachlich, menschlich und werteorientiert für den Einsatz bestens gerüstet."