In ihrem Zimmer ist auf einen Blick zu sehen, welche Hobbys Franziska Schubert hat. Das Regal ist voll mit Büchern, und das Saxophon steht eingepackt beim Notenständer, so als wollte sie gleich noch darauf spielen. Auf der Tapete und den Sofakissen sind die Namen der großen Städte der Welt gedruckt: London, Paris, New York und Rio. In London war sie schon. Jetzt reist die 15-Jährige einmal auf die andere Seite der Erdkugel nach Brasilien.
Ein Jahr wird sie weg sein von Zuhause, von ihren Eltern Simone und Jürgen, von ihren Geschwistern Sebastian und Rebecca, von den Verwandten und Freunden. Doch sie denkt auch schon daran, wenn sie zurückkommt. Franziska hat die 9. Klasse am Phillip-von-Schönborn-Gymnasium in Münnerstadt genauso souverän und mit Spitzennoten bewältigt, wie die Jahre zuvor. Um nach dem Auslandsjahr gleich in die 11. Klasse gehen zu können, hat sie das Latinum, das eigentlich in der 10. Klasse ansteht, schon mal vorab gemacht und natürlich bestanden.
Am 9. August fliegt sie - zum ersten Mal in ihrem Leben. Zwölf Stunden dauert der Flug, am Ende wartet für sie ein Traum: Brasilien. Marataizes ist eine Stadt mit etwa 30.000 Einwohnern. Bis Rio sind es etwa fünf Stunden Fahrt.
Franziska wird bei einer sechsköpfigen Familie wohnen und dort zur Schule gehen. Mit der Mutter und der Tochter steht sie schon in Kontakt. "Ich freue mich schon riesig, sie zu sehen. Ich glaube, die freuen sich auch", sagt Franzi.
Ihre Familie blickt dem Tag des Abflugs mit gemischten Gefühlen entgegen. Mutter Simone hat Urlaub genommen, um die Zeit mit ihrer großen Tochter zu genießen und beim Packen und Vorbereiten zu helfen.
"Ich wollte schon immer ins Ausland", sagt Franziska. Ihre Mathematiklehrerin hatte von ihrem eigenen Auslandsjahr berichtet und einen Infoabend veranstaltet. Franziska hat mit ihrer Mutter daran teilgenommen. Schon auf dem Rückweg zum Auto war für Franzi klar, "da bewerbe ich mich". "Ich fand das so toll", sagt sie. "Naiv wie ich bin, habe ich ihr gesagt, du kannst den Bogen ja ausfüllen", sagt ihre Mutter. Sie hätte nicht gedacht, dass das überhaupt klappt, und dann auch noch so schnell. Auch wenn sie ihre Tochter ein Jahr nicht sehen und sicher sehr vermissen werden, wollen Simone und Jürgen Schubert ihr den Auslandsaufenthalt ermöglichen. "Das ist eine einmalige Chance", sagt Simone Schubert.
Franziska hatte sich bei der Organisation Youth For Understanding (YFU) in Hamburg beworben. Sie hatte als Ziele Brasilien, Argentinien, Irland und Finnland angegeben. "Ich habe nach meinem Bauchgefühl entschieden." Franzi will eine andere Kultur kennenlernen.
"Die Organisation YFU ist ziemlich gut, der Großteil arbeitet ehrenamtlich", erzählt sie. Von YFU hat sie auch eine Liste mit möglichen Stipendien bekommen. Und sie hat eines erhalten.
Franziska reist deshalb als "Botschafterin Bayerns", das ist ein Stipendium, das das bayerische Ministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst vergeben hat (wir berichteten).
Für die Völkerverständigung versucht sie schnell noch ein paar Worte Portugiesisch zu lernen. Um die Bayerische Kultur nach Brasilien zu bringen, hat sie als Gastgeschenk Kissinger Oblaten, einen Foto-Frankenkalender und Haribo-Gummibärchen eingepackt. Die sind zwar nicht aus Bayern, sollen in Brasilien aber sehr begehrt sein. Außerdem wird sie bayerisch kochen: Semmelknödel will sie zubereiten, vorausgesetzt es gibt dort geeignete Brötchen.
Franziska und ihre Eltern sind auf die Reise gut vorbereitet worden. Sie hat sich impfen lassen und war zur Vorbereitung bei einem Treffen in Thüringen. "Das war richtig gut, man konnte mit denen über alles reden", sagt sie. Auch für die Eltern gab es Informationstage. Sie haben das Gefühl, dass ihre Tochter gut aufgehoben ist. Und wenn es doch Probleme in Brasilien geben sollte, so wird Franziska vor Ort von YFU geholfen.
Inzwischen überlegt sie, was alles in den Koffer soll. 23 Kilo Gepäck und acht Kilo Handgepäck sind schon bei zwei Wochen Urlaub nicht viel.
Franziska muss damit ein Jahr lang klarkommen.
Inzwischen nimmt sie Abschied auf Raten. Von den Lehrern hat sie sich schon verabschiedet, von einigen Freundinnen wird sie sich noch verabschieden, ebenso von den Verwandten. Die Blaskapelle schreibt auf ihrer Facebook-Seite unter anderem: "Auch wenn wir nun für ein Jahr auf Franziska verzichten müssen, wünschen wir ihr schon jetzt viel Spaß in Brasilien!"
Am schwersten wird der Abschied von der Familie am Flughafen sein. Damit das Heimweh nicht so groß wird, wurde empfohlen, sich nicht jeden Tag zu melden, sondern nur in bestimmten Abständen. WhatsApp, Skype, Telefon oder E-Mail. Möglichkeiten gibt es viele, in Kontakt zu treten. "Ich habe mir vorgenommen, dass ich Franziska Briefe schreibe. Das ist etwas Anderes als WhatsApp", sagt ihre Mutter.
Nach der Ankunft bekommen die Eltern Bescheid, dass ihre Tochter gut gelandet ist. Für Franzi geht es erst drei Tage mit 29 anderen in ein Seminar, in dem sie sich orientieren können, mit der Sprache und der Kultur vertraut gemacht werden. Dann reist sie zu ihrer Gastfamilie. Franzi freut sich, denn nach dem Jahr "hat man so viele Erfahrungen gesammelt". Wir werden redaktionell von ihren Erlebnissen berichten. Und wenn sie nächsten Sommer nach Hause kommt, wird sie wieder ihr Zimmer beziehen, aufs Gymnasium gehen, mit ihren Freundinnen quatschen und ihr Saxophon auspacken und spielen.
YFU ist ein Verein für internationalen Jugendaustausch
Ziel Zusammen mit YFU-Organisationen in rund 50 Partnerländern setzt sich der Verein für interkulturelle Bildung, für Demokratieerziehung und die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung ein, indem er jungen Menschen die Möglichkeit bietet, eine andere Kultur als Mitglied einer Gastfamilie zu erleben und neue Perspektiven zu gewinnen.
Stipendien Die Chance, für ein Jahr im Ausland zu leben, sollte nicht an finanziellen Schwierigkeiten scheitern. Deshalb vergibt YFU in großem Umfang Stipendien an Jugendliche, deren Familien ein Austauschjahr nicht allein finanzieren können. Seit 1984 ist YFU zudem am Parlamentarischen Patenschafts-Programm (PPP) beteiligt, einem Stipendienprogramm, das der Deutsche Bundestag und der Kongress der Vereinigten Staaten ins Leben gerufen haben.
Zahlen Jährlich entsendet YFU rund 1200 deutsche Schülerinnen und Schüler ins Ausland und nimmt circa 600 Jugendliche aus anderen Ländern in Deutschland auf. Seit YFU Deutschland 1957 gegründet wurde, haben rund 60 000 Jugendliche ein Schuljahr im Ausland verbracht. YFU ist ein gemeinnütziger Verein und als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt.
Kontakt Deutsches Youth For Understanding Komitee e.V.
Geschäftsstelle:
Oberaltenallee 6, 22081 Hamburg
Telefon: 040 227002-0
Fax: 040 227002-27
E-Mail: info@yfu.de
Internet: www.yfu.de
Ein Jahr wird sie weg sein von Zuhause, von ihren Eltern Simone und Jürgen, von ihren Geschwistern Sebastian und Rebecca, von den Verwandten und Freunden. Doch sie denkt auch schon daran, wenn sie zurückkommt. Franziska hat die 9. Klasse am Phillip-von-Schönborn-Gymnasium in Münnerstadt genauso souverän und mit Spitzennoten bewältigt, wie die Jahre zuvor. Um nach dem Auslandsjahr gleich in die 11. Klasse gehen zu können, hat sie das Latinum, das eigentlich in der 10. Klasse ansteht, schon mal vorab gemacht und natürlich bestanden.
Erster Flug ihres Lebens
Am 9. August fliegt sie - zum ersten Mal in ihrem Leben. Zwölf Stunden dauert der Flug, am Ende wartet für sie ein Traum: Brasilien. Marataizes ist eine Stadt mit etwa 30.000 Einwohnern. Bis Rio sind es etwa fünf Stunden Fahrt.
Franziska wird bei einer sechsköpfigen Familie wohnen und dort zur Schule gehen. Mit der Mutter und der Tochter steht sie schon in Kontakt. "Ich freue mich schon riesig, sie zu sehen. Ich glaube, die freuen sich auch", sagt Franzi. Ihre Familie blickt dem Tag des Abflugs mit gemischten Gefühlen entgegen. Mutter Simone hat Urlaub genommen, um die Zeit mit ihrer großen Tochter zu genießen und beim Packen und Vorbereiten zu helfen.
"Ich wollte schon immer ins Ausland", sagt Franziska. Ihre Mathematiklehrerin hatte von ihrem eigenen Auslandsjahr berichtet und einen Infoabend veranstaltet. Franziska hat mit ihrer Mutter daran teilgenommen. Schon auf dem Rückweg zum Auto war für Franzi klar, "da bewerbe ich mich". "Ich fand das so toll", sagt sie. "Naiv wie ich bin, habe ich ihr gesagt, du kannst den Bogen ja ausfüllen", sagt ihre Mutter. Sie hätte nicht gedacht, dass das überhaupt klappt, und dann auch noch so schnell. Auch wenn sie ihre Tochter ein Jahr nicht sehen und sicher sehr vermissen werden, wollen Simone und Jürgen Schubert ihr den Auslandsaufenthalt ermöglichen. "Das ist eine einmalige Chance", sagt Simone Schubert.
Franziska hatte sich bei der Organisation Youth For Understanding (YFU) in Hamburg beworben. Sie hatte als Ziele Brasilien, Argentinien, Irland und Finnland angegeben. "Ich habe nach meinem Bauchgefühl entschieden." Franzi will eine andere Kultur kennenlernen.
Semmelknödel in Brasilien
"Die Organisation YFU ist ziemlich gut, der Großteil arbeitet ehrenamtlich", erzählt sie. Von YFU hat sie auch eine Liste mit möglichen Stipendien bekommen. Und sie hat eines erhalten.
Franziska reist deshalb als "Botschafterin Bayerns", das ist ein Stipendium, das das bayerische Ministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst vergeben hat (wir berichteten). Für die Völkerverständigung versucht sie schnell noch ein paar Worte Portugiesisch zu lernen. Um die Bayerische Kultur nach Brasilien zu bringen, hat sie als Gastgeschenk Kissinger Oblaten, einen Foto-Frankenkalender und Haribo-Gummibärchen eingepackt. Die sind zwar nicht aus Bayern, sollen in Brasilien aber sehr begehrt sein. Außerdem wird sie bayerisch kochen: Semmelknödel will sie zubereiten, vorausgesetzt es gibt dort geeignete Brötchen.
Franziska und ihre Eltern sind auf die Reise gut vorbereitet worden. Sie hat sich impfen lassen und war zur Vorbereitung bei einem Treffen in Thüringen. "Das war richtig gut, man konnte mit denen über alles reden", sagt sie. Auch für die Eltern gab es Informationstage. Sie haben das Gefühl, dass ihre Tochter gut aufgehoben ist. Und wenn es doch Probleme in Brasilien geben sollte, so wird Franziska vor Ort von YFU geholfen.
Wenig Gepäck für eine lange Zeit
Inzwischen überlegt sie, was alles in den Koffer soll. 23 Kilo Gepäck und acht Kilo Handgepäck sind schon bei zwei Wochen Urlaub nicht viel.
Franziska muss damit ein Jahr lang klarkommen. Inzwischen nimmt sie Abschied auf Raten. Von den Lehrern hat sie sich schon verabschiedet, von einigen Freundinnen wird sie sich noch verabschieden, ebenso von den Verwandten. Die Blaskapelle schreibt auf ihrer Facebook-Seite unter anderem: "Auch wenn wir nun für ein Jahr auf Franziska verzichten müssen, wünschen wir ihr schon jetzt viel Spaß in Brasilien!"
Am schwersten wird der Abschied von der Familie am Flughafen sein. Damit das Heimweh nicht so groß wird, wurde empfohlen, sich nicht jeden Tag zu melden, sondern nur in bestimmten Abständen. WhatsApp, Skype, Telefon oder E-Mail. Möglichkeiten gibt es viele, in Kontakt zu treten. "Ich habe mir vorgenommen, dass ich Franziska Briefe schreibe. Das ist etwas Anderes als WhatsApp", sagt ihre Mutter.
Nach der Ankunft bekommen die Eltern Bescheid, dass ihre Tochter gut gelandet ist. Für Franzi geht es erst drei Tage mit 29 anderen in ein Seminar, in dem sie sich orientieren können, mit der Sprache und der Kultur vertraut gemacht werden. Dann reist sie zu ihrer Gastfamilie. Franzi freut sich, denn nach dem Jahr "hat man so viele Erfahrungen gesammelt". Wir werden redaktionell von ihren Erlebnissen berichten. Und wenn sie nächsten Sommer nach Hause kommt, wird sie wieder ihr Zimmer beziehen, aufs Gymnasium gehen, mit ihren Freundinnen quatschen und ihr Saxophon auspacken und spielen.
YFU ist ein Verein für internationalen Jugendaustausch
Ziel Zusammen mit YFU-Organisationen in rund 50 Partnerländern setzt sich der Verein für interkulturelle Bildung, für Demokratieerziehung und die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung ein, indem er jungen Menschen die Möglichkeit bietet, eine andere Kultur als Mitglied einer Gastfamilie zu erleben und neue Perspektiven zu gewinnen.
Stipendien Die Chance, für ein Jahr im Ausland zu leben, sollte nicht an finanziellen Schwierigkeiten scheitern. Deshalb vergibt YFU in großem Umfang Stipendien an Jugendliche, deren Familien ein Austauschjahr nicht allein finanzieren können. Seit 1984 ist YFU zudem am Parlamentarischen Patenschafts-Programm (PPP) beteiligt, einem Stipendienprogramm, das der Deutsche Bundestag und der Kongress der Vereinigten Staaten ins Leben gerufen haben.
Zahlen Jährlich entsendet YFU rund 1200 deutsche Schülerinnen und Schüler ins Ausland und nimmt circa 600 Jugendliche aus anderen Ländern in Deutschland auf. Seit YFU Deutschland 1957 gegründet wurde, haben rund 60 000 Jugendliche ein Schuljahr im Ausland verbracht. YFU ist ein gemeinnütziger Verein und als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt.
Kontakt Deutsches Youth For Understanding Komitee e.V.
Geschäftsstelle:
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Telefon: 040 227002-0
Fax: 040 227002-27
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