Eigentlich hätte dieses Treffen schon vor Wochen stattfinden sollen. Doch dann musste Barbara Bauer überraschend ins Krankenhaus. Nach acht Tagen stationärer Behandlung im Schweinfurter Klinikum wurde sie wieder entlassen - ohne Befund. Doch für Barbara Bauer ist klar, was hinter ihren Schmerzen steckt: Borreliose, eine durch Zeckenbisse übertragene Infektionskrankheit. Gemeinsam mit anderen Mitgliedern der Bad Kissinger Selbsthilfegruppe hat sie im November eine Unterschriftenaktion initiiert, um auf die aus ihrer Sicht schlechte ärztliche Versorgung im Landkreis und auf Forschungsdefizite aufmerksam zu machen.
Die Hauptforderungen der Petition lauten: Eine bessere ärztliche Aufklärung zu Symptomen und Behandlungsmöglichkeiten der Borreliose, eine weniger dogmatische Forschung sowie eine vereinfachte Anerkennung der Berufsunfähigkeit. Seit sie im Dezember erneut von einer Zecke gebissen wurde, hat sich Barbara Bauers Gesundheitszustand verschlechtert. "Ich habe so starke Gelenkschmerzen, dass ich nicht mehr schlafen kann", erzählt sie. Ihre Erwartungen an die Petition waren dementsprechend hoch.
Nun kam die Antwort aus München: Die Petition wird als "erledigt" betrachtet. Das heißt, der Landtag sieht keinen akuten Handlungsbedarf, das Problem liege vielmehr an einem "Informationsmangel" von Seiten der Selbsthilfegruppe. Bundestagsabgeordnete Sabine Dittmar sieht diese Einschätzung kritisch: "Dieses Schreiben behandelt vor allem die Ärztesituation im Landkreis. Die Gruppe hat aber ein ganz anderes Anliegen, nämlich Forschung und Erstattung von Diagnosekosten."
  
Das erste Mal hat sich Sabine Dittmar vor etwa eineinhalb Jahren im Mehrgenerationenhaus mit der Gruppe getroffen und sie zu der Petition ermuntert. Vor einigen Wochen besprachen sie das Thema nochmals in ihrer Bürgersprechstunde. "Sie haben mir erzählt, dass sie die Petition auch in Berlin einreichen möchten. Der Bundestag wird sich aber zur Situation der Hausärzte in Bad Kissingen nicht äußern." Wie soll es nun also weitergehen?
Die Gruppe müsse sich inhaltlich auf klare Richtlinien zur Labordiagnostik fokussieren, da die Krankenkasse deren Kosten nur unter bestimmten Umständen übernimmt. Die hohe Zahl von 289 Borreliose-Fällen im Landkreis könne laut Dittmar auch dahingehend interpretiert werden, dass die Ärzte hier einen schärferen Blick auf die Krankheit haben und sich strenger an die seit 2013 bestehende Meldepflicht halten.
"Ich bin wohl von allen am wenigsten enttäuscht, da ich eine solche Antwort bereits erwartet habe", sagt Christopher Randt, der seit Januar die Würzburger Borreliose-Selbsthilfegruppe leitet. "Das Schreiben ist zumindest ausführlich und mit Quellen versehen, sodass wir damit weiterarbeiten können." Barbara Bauer ist da schon kritischer: "Ich habe mir auf alle Fälle mehr davon erhofft. Dass die bayerische Politik so wenig offen für unsere Forderungen ist, betrübt mich stark." Auch Borreliose-Patientin Heidi Sattes-Müller zeigt sich enttäuscht: "Ich hatte wenigstens erwartet, dass der Landtag selbst recherchiert. Aber das, was in der Antwort drinsteht, wissen wir auch selbst." Der Landtag hätte das Thema ihrer Meinung nach auch an eine Arbeitsgruppe weitergeben müssen. "Aber wir wurden abgewimmelt."
  
Besonders sauer stößt den Initiatoren der Petition eine bestimmte Zeile des Antwortschreibens auf: Darin heißt es, Borreliose-Patienten würden oftmals auf "Doktor Google" vertrauen und allzu schnell Selbsthilfegruppen gründen. "Das ist beleidigend", findet Heidi Sattes-Müller. Der Landtagsabgeordnete Sandro Kirchner weist diese Vorwürfe zurück: Diese Aussage sei nicht direkt gegen die Bad Kissinger Selbsthilfegruppe und ihre Petition gerichtet, sondern müsse allgemein aufgefasst werden, verteidigt sich Kirchner. Die Selbsthilfegruppe hätte die Antwort wahrscheinlich sehr sensibel aufgefasst, da einige Mitglieder schon lange unter der Krankheit leiden, meint er.
Auch den Vorwurf, die Gruppe im Landtag abgewimmelt zu haben, könne Kirchner nicht bestätigen. "Wir haben durchaus Verständnis für ihre Anliegen. Die Petition wurde nicht anders behandelt als andere." Im Gegenteil: Die Abgeordneten hätten bei der Besprechung im Landtag sogar auffallend viele Nachfragen an den Ausschuss für Gesundheit und Pflege gestellt. Das Protokoll dazu sei laut Kirchner zur Weiterbearbeitung auch an die örtliche kassenärztliche Vereinigung geschickt worden. Die Gründung einer Arbeitsgruppe im Landtag sei zwar unwahrscheinlich, Kirchner rät jedoch dazu, sich in anderen Selbsthilfegruppen Mitstreiter zu suchen, um im nächsten Schritt auf Bundesebene für das Thema zu sensibilisieren.
"Wir arbeiten das Schreiben des Landtags jetzt auf falsche Infos durch und suchen uns Angriffspunkte", stellt Christopher Randt in Aussicht. "Danach wenden wir uns nochmal an den Landtag. In welcher Form ist aber noch nicht klar."
  
Kontakt Die Bad Kissinger Selbsthilfegruppe trifft sich alle vier Wochen im Mehrgenerationenhaus. Die Würzburger Selbsthilfegruppe ist über die Mailadresse borreliose-shg-wue@gmx.de erreichbar.
        Die Hauptforderungen der Petition lauten: Eine bessere ärztliche Aufklärung zu Symptomen und Behandlungsmöglichkeiten der Borreliose, eine weniger dogmatische Forschung sowie eine vereinfachte Anerkennung der Berufsunfähigkeit. Seit sie im Dezember erneut von einer Zecke gebissen wurde, hat sich Barbara Bauers Gesundheitszustand verschlechtert. "Ich habe so starke Gelenkschmerzen, dass ich nicht mehr schlafen kann", erzählt sie. Ihre Erwartungen an die Petition waren dementsprechend hoch.
Nun kam die Antwort aus München: Die Petition wird als "erledigt" betrachtet. Das heißt, der Landtag sieht keinen akuten Handlungsbedarf, das Problem liege vielmehr an einem "Informationsmangel" von Seiten der Selbsthilfegruppe. Bundestagsabgeordnete Sabine Dittmar sieht diese Einschätzung kritisch: "Dieses Schreiben behandelt vor allem die Ärztesituation im Landkreis. Die Gruppe hat aber ein ganz anderes Anliegen, nämlich Forschung und Erstattung von Diagnosekosten."
  
  Petition braucht andere Schwerpunkte
 
Das erste Mal hat sich Sabine Dittmar vor etwa eineinhalb Jahren im Mehrgenerationenhaus mit der Gruppe getroffen und sie zu der Petition ermuntert. Vor einigen Wochen besprachen sie das Thema nochmals in ihrer Bürgersprechstunde. "Sie haben mir erzählt, dass sie die Petition auch in Berlin einreichen möchten. Der Bundestag wird sich aber zur Situation der Hausärzte in Bad Kissingen nicht äußern." Wie soll es nun also weitergehen?Die Gruppe müsse sich inhaltlich auf klare Richtlinien zur Labordiagnostik fokussieren, da die Krankenkasse deren Kosten nur unter bestimmten Umständen übernimmt. Die hohe Zahl von 289 Borreliose-Fällen im Landkreis könne laut Dittmar auch dahingehend interpretiert werden, dass die Ärzte hier einen schärferen Blick auf die Krankheit haben und sich strenger an die seit 2013 bestehende Meldepflicht halten.
"Ich bin wohl von allen am wenigsten enttäuscht, da ich eine solche Antwort bereits erwartet habe", sagt Christopher Randt, der seit Januar die Würzburger Borreliose-Selbsthilfegruppe leitet. "Das Schreiben ist zumindest ausführlich und mit Quellen versehen, sodass wir damit weiterarbeiten können." Barbara Bauer ist da schon kritischer: "Ich habe mir auf alle Fälle mehr davon erhofft. Dass die bayerische Politik so wenig offen für unsere Forderungen ist, betrübt mich stark." Auch Borreliose-Patientin Heidi Sattes-Müller zeigt sich enttäuscht: "Ich hatte wenigstens erwartet, dass der Landtag selbst recherchiert. Aber das, was in der Antwort drinsteht, wissen wir auch selbst." Der Landtag hätte das Thema ihrer Meinung nach auch an eine Arbeitsgruppe weitergeben müssen. "Aber wir wurden abgewimmelt."
  
  Patienten fühlen sich beleidigt
 
Besonders sauer stößt den Initiatoren der Petition eine bestimmte Zeile des Antwortschreibens auf: Darin heißt es, Borreliose-Patienten würden oftmals auf "Doktor Google" vertrauen und allzu schnell Selbsthilfegruppen gründen. "Das ist beleidigend", findet Heidi Sattes-Müller. Der Landtagsabgeordnete Sandro Kirchner weist diese Vorwürfe zurück: Diese Aussage sei nicht direkt gegen die Bad Kissinger Selbsthilfegruppe und ihre Petition gerichtet, sondern müsse allgemein aufgefasst werden, verteidigt sich Kirchner. Die Selbsthilfegruppe hätte die Antwort wahrscheinlich sehr sensibel aufgefasst, da einige Mitglieder schon lange unter der Krankheit leiden, meint er.Auch den Vorwurf, die Gruppe im Landtag abgewimmelt zu haben, könne Kirchner nicht bestätigen. "Wir haben durchaus Verständnis für ihre Anliegen. Die Petition wurde nicht anders behandelt als andere." Im Gegenteil: Die Abgeordneten hätten bei der Besprechung im Landtag sogar auffallend viele Nachfragen an den Ausschuss für Gesundheit und Pflege gestellt. Das Protokoll dazu sei laut Kirchner zur Weiterbearbeitung auch an die örtliche kassenärztliche Vereinigung geschickt worden. Die Gründung einer Arbeitsgruppe im Landtag sei zwar unwahrscheinlich, Kirchner rät jedoch dazu, sich in anderen Selbsthilfegruppen Mitstreiter zu suchen, um im nächsten Schritt auf Bundesebene für das Thema zu sensibilisieren.
"Wir arbeiten das Schreiben des Landtags jetzt auf falsche Infos durch und suchen uns Angriffspunkte", stellt Christopher Randt in Aussicht. "Danach wenden wir uns nochmal an den Landtag. In welcher Form ist aber noch nicht klar."