Es gibt Konflikte, da gibt es keinen Gewinner. Die Auseinandersetzung um den Funkamateur in Roßbach ist so ein Konflikt. Die Menschen, die in Sichtweite der Antennen leben und Angst haben vor Schäden, die niemand beweisen - aber auch keiner ausschließen kann - stehen auf der einen Seite. Auf der anderen stehen Joachim Zinn und seine Frau Kirsten. Vor zwölf Jahren sind sie in die Rhön gekommen.

Beide sind Hobby-Funker, auf dem Dach ihres Hauses und auf einem Masten daneben ragen Antennen in die Luft. In seinem Funkzimmer steht alles voller Technik, die Zinn zum Teil selbst gebastelt hat. Er greift das Handmikrofon. "Wenn ich hier drauf drücke, sende ich", sagt er. Dann dreht er an einem Knopf, sucht, ob er auf irgendeiner Frequenz einen Funker-Freund erwischt. "Wenn ich nicht sende, dann empfange ich nur", sagt Zinn. "Das ist wie Radio."

Krebsfälle im Umfeld der Anlage

Nur einen Steinwurf weiter sitzt ein Ehepaar am Küchentisch. "Es gibt Nachweise dafür, dass solche Strahlen gesundheitliche Auswirkungen haben können", sagt er und sie fügt an: "Davor haben wir einfach Angst." Es habe Krebsfälle im direkten Umfeld des Hauses gegeben, die Antennen verschandelten das Ortsbild, der Wert der Immobilien sinke. "Wir wollen diese Antennen nicht", sagt das Paar. "Und nicht nur wir."

"Die Angst der Leute ist unbegründet", sagt Joachim Zinn. 25 Jahre lang arbeitete er als Senderingenieur beim Hessischen Rundfunk (HR), leitete unter anderem die Mittelwelle-Station des HR in Rodgau-Weiskirchen. Er kennt sich aus mit elektromagnetischen Wellen. "Die Leute haben W-Lan und legen ihrem Kind ein Babyfon ins Bett. Und dann beschweren sie sich über einen Funkamateur!"

Anfeindungen im Internet

"Es geht nicht nur um die Antennen", heißt es in einem der benachbarten Häuser. Es gehe um die Art und Weise, wie die Familie Zinn ihr Hobby lebe. Von Rücksichtslosigkeit ist die Rede und davon, dass die Netzgemeinde der Hobby-Funker die Roßbacher im Internet mit Häme überschütteten, als der Konflikt schon einmal überkochte. Die Schilder, sagt das Paar, das wegen eben dieser Vorfälle anonym bleiben möchte, seien eine Antwort auf die Anfeindungen im Internet. "Es gibt auch so etwas wie Entgegenkommen. Und das sehen wir bei der Familie Zinn nicht!"

Nicht alle Roßbacher sind mit den Schildern und Plakaten einverstanden. "Natürlich habe ich Angst hier, wir haben doch auch ein Kind", sagt eine junge Mutter. Aber mit solchen Plakaten erreiche man gar nichts, sondern verhärte nur die Fronten. "Die Roßbacher schaden sich am meisten selbst", sagt eine andere Frau, die ein paar Häuser weiter wohnt. "Wir, wie es auf dem Plakat steht, sind nur ein paar wenige", schreibt ein anderer an die Redaktion.

Appell zu mehr Verständnis

Auch Bürgermeister Wilhelm Friedrich (CSU) findet es nicht gut, dass der Streit um den Konflikt inzwischen solche Ausmaße angenommen hat. "Meines Erachtens sollten beide Seiten sorgfältiger miteinander umgehen", sagt er. Bis Ende des Monats laufe die Messung noch, die die Bundesnetzagentur im Umfeld der Funkanlage durchführt. "Dann warten wir auf die Auswertung der Messergebnisse und dann wird das Thema noch einmal ausführlich im Gemeinderat diskutiert", kündigt der Bürgermeister an.

"Was soll denn da rauskommen? Ich halte mich doch an alle Regeln", sagt Joachim Zinn. Er wirkt angespannt, müde. "Das Recht ist auf seiner Seite", gesteht der anonyme Kontrahent dem Funkamateur zu. Aber der Zweifel bleibt. "Ob's auch richtig ist, ist eine andere Frage."