"Das war nicht nur für meine Gesundheit eine große Herausforderung", sagt Alfred Schäfer zu seiner vierwöchigen Reise in den Süden des Subkontinents. Auch mental sei dem Bad Brückenauer eine Menge abverlangt worden. "Die Tagestemperaturen von regelmäßig weit über 40 Grad bei extremer Trockenheit haben mir schon sehr zu schaffen gemacht", sagt der 74-jährige ehemalige Stern-Wirt. Außerdem hat er noch immer die Bilder der schockierenden Armut in der Region Virudhachalam vor Augen, mit denen er bei seinem Missionsbesuch fast täglich konfrontiert wurde. Bewegende Szenen hätten sich beispielsweise bei seinem Abstecher zu einer Station für Lepra-Kranke abgespielt "So etwas hatte ich auf meinen vielen Reisen vorher in dieser Form noch nicht erlebt". Und gesehen hat der Rhöner bei seinen ehrenamtlichen Einsätzen in verschiedenen Ländern wahrlich schon einiges.

Die meiste Zeit verbrachte Schäfer auch diesmal wieder in Vilankattur, "einem kleinen Dorf am äußersten Rand der Gesellschaft". Dort hilft er seit vergangenem Jahr sporadisch beim Neubau eines katholischen Gotteshauses mit. Die alte Kirche war verfallen und musste abgerissen werden. Das Projekt kann auch dank zahlreicher Spenden von Bad Brückenauer Bürgern realisiert werden. "Mit dem gestifteten Geld haben wir vor Ort etliche Rechnungen beglichen und gleich wieder neues Baumaterial beschafft", sagt Schäfer und freut sich über den Fortgang. Gebaut werde mit einfachsten Mitteln und größtenteils in Handarbeit, "wobei auch die Frauen kräftig zupacken müssen". Wie schwer diese Arbeit ist, hat der Besucher aus Deutschland regelmäßig am eigenen Leib erfahren, wenn seine tatkräftige Unterstützung gefragt war. "Ich beherrsche zwar keine Fremdsprache, aber auch allein mit Mimik und Gestik kommt man mit etwas gutem Willen ganz hervorragend zurecht".

Große Freude herrschte bei Schäfers Gastgebern, als er den geistlichen Würdenträgern in Indien einige besondere Geschenke aus seiner Heimat überreichen konnte. So hatte Bad Brückenaus Ehrenbürgerin Else Prause eine fränkische Madonna gestiftet. Diese Figur soll bei der feierlichen Eröffnung des neuen Gotteshauses Anfang August sofort einen Ehrenplatz erhalten. Auch die von Maria Schramm gefertigten Ikonen werden an prädestinierter Stelle angebracht. In Arbeit hat die Künstlerin momentan darüber hinaus noch ein Abbild des Heiligen Antonius, das ebenfalls für das sakrale Gebäude in Vilankattur bestimmt ist.

Mit großem Respekt spricht Schäfer von den Missionaren im Süden Indiens, die sich nicht nur für die verschwindend geringe Minderheit der Christen einsetzen, sondern mit ihrer Arbeit auch zu einem friedlichen Zusammenleben mit den Angehörigen anderer Religionen beitragen. Gern zitiert der 74-Jährige bei dieser Gelegenheit einen Satz von Mahatma Gandhi. "Die wahre Kultur Indiens liegt in den Dörfern", habe der bekannte Unabhängigkeitskämpfer schon 1940 geschrieben. Und diese Einschätzung, so Schäfers Erfahrung nach diversen mehrwöchigen Aufenthalten in Asien, habe bis heute Bestand.