Aus dem Redebedarf der Kindergartenleiterin Claudia Lieb wurde nun "unstrittiger Handlungsbedarf", machte Mottens Bürgermeister Jochen Vogel (CSU) deutlich. Der Mottener Kindergarten braucht sehr viel günstigere bauliche Bedingungen als sie im Josefsheim möglich sind. Die Kindergartenleiterin hatte das Gemeindeoberhaupt bereits auf die Probleme hingewiesen: Platzmangel, kein direkter Zugang zum einen Außenspielbereich, fehlende Rückzugsräume für das Personal und die ungünstige Situation für die Krippenkinder. Auch der Elternbeirat würde einen Neubau "sehr begrüßen". Jetzt informierte sich der Mottener Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung über die Lage und diskutierte darüber, wie es weiter gehen soll.

Manfred Kutz vom Landratsamt Bad Kissingen ist besonders der im Untergeschoss befindliche Schlafraum für die Krippenkinder "ein Dorn im Auge". Auch Rudolf Röbig sieht den Mottener Kindergarten "an der Leistungsgrenze". Der Architekt schließt eine Erweiterung und Aufstockung sowie einen Anbau aus. Für möglich hält er allerdings, im Kothener Kindergarten eine U-3-Gruppe unterzubringen, wie Gemeinderat Markus Bug es im März vorgeschlagen hatte. Hierfür wären An- und Umbaumaßnahmen in Höhe von knapp 300 000 Euro nötig.

Da in Kothen bislang kein Ruheraum, keine barrierefreien WCs und kein Wickelraum vorhanden sind, hat der Kindergarten dort auch nicht die Betriebserlaubnis, Krippenkinder aufzunehmen. Im Laufe der Diskussion in der Gemeinderatsitzung wurde klar, dass er diese jedoch braucht, um weiterhin die Buchungszahlen halten zu können. Zwar sind derzeit bis zu 50 Regelplätze genehmigt, doch zeigte Sandra Kraus, Kinderleiterin in Kothen, eine "unsichere Zukunft" des Kindergartens auf.

Auf Grund der offenen Ganztagsschule, die ab September in der Grundschule stattfindet, fallen acht Schulkinder weg, ein Jahr später gehen zehn von 19 Kindergartenkindern in die Schule. Nur ein Kind wurde neu angemeldet. Ein "Rattenschwanz" von Auswirkungen auf weniger benötigtes Personal, kürzere Öffnungszeiten und bedingt dadurch noch weniger Anmeldungen ziehe dies nach sich. Sollten weniger als 25 Kinder angemeldet sein, wird die Einrichtung als Landkindergarten gewertet, der kein Kind ablehnen darf, auch keins unter drei Jahren. Ein Umbau für den Kothener Kindergarten lasse sich also nicht vermeiden, so Manfred Kutz.

Deutlich teurer falle der Neubau des Mottener Kindergartens aus und so wurde auch deutlich intensiver darüber diskutiert. Bürgermeister Jochen Vogel musste sich von Gemeinderat Marco Hillenbrand (FW Kothen-Motten-Speicherz) den Vorwurf anhören, Motten zu bevorzugen. Wer aus Kothen oder Speicherz seine Kinder "über den Berg" fahren müsse, bevor er selbst zur Arbeit fahren könne, interessiere Vogel nicht. Eine von Architekt Rudolf Röbig bereits vorbereitete Variante zeigte jedoch, dass es Vogel von Anfang an wichtig war, "beide Kindergärten zu halten", was Manfred Kutz bestätigen konnte. Ein Anbau würde für den Kindergartenbedarf der gesamten Gemeinde ausreichen, die Fläche würde sich fast verdreifachen. Doch werden die Pläne aus Kostengründen nicht weiter verfolgt. 30 Prozent lägen die Kosten über den 1,353 Millionen Euro, die für den Neubau in der Dalherdaer Straße anfallen würden. Dort würden auf 450 Quadratmeter Grundfläche 30 bis 50 Kindergartenplätze entstehen sowie 18 U3-Plätze. Der kindergarteneigene Spielplatz schließe an das Haupthaus und einen möglichen Erweiterungsbau an, Raum für Parkplätze ist einkalkuliert, auch ein öffentlicher Spielplatz bleibt dort bestehen. Aus Sicht des Architekten ein deutlicher Zugewinn, aber trotzdem erst ein "Gedankenspiel", so Röbig.

Denn nach wie vor wisse keiner, wie viele und welche Kindergartenplätze benötigt werden. Rechnungen in eine gar nicht so ferne Zukunft gestalten sich laut Claudia Lieb schwierig. Wenn man "mit Überschallgeschwindigkeit bauen würde", sei die U3-Gruppe in Kothen ab dem neuen Kindergartenjahr bezugsfertig, der Neubau in Motten sei in drei bis fünf Jahren fertig.

Obwohl Manfred Kutz sich für ein Krippenangebot aussprach, einigte sich der Gemeinderat darauf, zunächst eine Umfrage zu starten. Mit den Ergebnissen zum Bedarf könnten die Räte einen Beschluss fassen. Vogel betonte erneut, dass die Pläne für einen neuen Mottener Kindergarten keine Auswirkungen auf den Kothener Kindergarten hätten. Mit mahnenden Worten schloss Bürgermeister Jochen Vogel diesen Tagesordnungspunkt ab: "Wir sollten zu einem Konsens kommen und nicht Ortsteildenken verfolgen. Eure Verantwortung geht weit über die eigenen Ortsschilder hinaus."