Es ist zwar gerade vier Monate her, dass der Haushalt 2020 vorgestellt wurde, trotzdem befasste sich Mottens Gemeinderat schon jetzt mit dem Haushalt für dieses Jahr. Der ehemalige Kämmerer Steffen Schneider hatte ihn noch vor seinem Wechsel in die Verwaltungsgemeinschaft vorbereitet und stellte ihn nun als seine letzte Amtshandlung dem Mottener Gemeinderat vor. Wie gewohnt, fand er unter den Zuhörern große Akzeptanz. Gemeinderat Alfons Erb (WG Motten) hat "nur einen Schreibfehler gefunden. Ansonsten wieder super gemacht".
Schneider betonte "deutliche Turbulenzen in der Einnahmesituation der kommunalen Haushalte" durch die Corona-Pandemie. Dementsprechend zurückhaltend müsse man mit Einnahmen rechnen, Ausgaben hingegen stärker einplanen.
Die größte Investition, die die Gemeinde heuer zu stemmen hat, ist der Bau des Kinderhauses. Allein 110.000 Euro entfallen auf die Architektenleistungen, 2,2 Millionen Euro für den Bau. 650.000 Euro an Investitionszuweisungen helfen hier. Die barrierefreie Sanierung des Josefsheims ist ähnlich teuer. Nach bereits geleisteten Zahlungen von 563.600 Euro in 2020 stehen heuer noch einmal 182.000 Euro für den Umbau und die Kirchentreppen plus 25.000 Euro für Architekten- und Ingenieursleistungen an. Dafür darf die Gemeinde mit Investitionszuweisungen in Höhe von 297.000 Euro rechnen.
Höhere Auflage für Gemeindeblatt?
Ein etwas höherer Posten ist das Gemeindeblatt. Es wird überlegt, die Auflage zu erhöhen und das Design zu verändern. 13.000 Euro sind hierfür eingeplant. Die Digitalisierung der Grundschule ist abgeschlossen, dementsprechend niedriger fallen die Unterhaltskosten für das Schulgebäude aus. Nur noch 2000 Euro sind hierfür vorgesehen. Dafür steigen die Reinigungskosten von 9000 auf 20.000 Euro. Hier wird der Mehraufwand durch die Corona-Pandemie deutlich. Die Gemeinde leiste einen "immensen Kostenaufwand, dass die Kinder 'safe' in die Schule gehen können", erläuterte Schneider. Auch die Schülerbeförderung wird durch Neuausschreibungen und Zwischenfahrten teurer und steigt auf 23.000 Euro.
Im Bereich Wasserbau wird viel Geld fließen. Bloße Sachverständigenkosten in Bezug auf das Sturzflutrisikomanagement nehmen 100.000 Euro ein. Außerdem gibt es noch am Hochbehälter, an den Schächten und dem Wasserwerk zu tun. Dafür macht sich die seit dem 1. Januar geltende Gebührenerhöhung bei den Kanalbenutzungsgebühren (145.000 Euro) bemerkbar, ebenso wie bei den Wasserverbrauchsgebühren (165.000 Euro).
Investitionen in den Kindergarten
Auch bei den Unterhaltskosten gibt es ein Auf und Ab. Für den Kindergarten in Kothen wird dieses Jahr tiefer in die Tasche gegriffen, da die Gemeinde einen Sonnenschutz und eine neue Tür zum Treppenhaus genehmigt hat. Bereitgestellt sind hierfür 22.500 Euro. Das Gemeindehaus hat bereits im vergangenen Jahr höhere Kosten verursacht, da der Jugendraum mit einem neuen Bodenbelag versehen wurde. Statt der 10.400 Euro aus 2020 fallen heuer nur 500 Euro für den Unterhalt an.
Ein bislang noch nicht dagewesener Posten taucht auf. Der im vergangenen Jahr beschädigte Quellstein am Sauerbrunnen wird repariert. Hierfür sind 2.300 Euro eingeplant.
Im Brandschutz investiert die Gemeinde für verschiedene Erweiterungs-, Um- und Ausbaumaßnahmen 130.000 Euro. Die Investitionszuweisungen vom Land in Höhe von 150.000 Euro werden 2024 verbucht.
Kredite fast nicht in Anspruch genommen
Die Gemeinde Motten will in diesem Jahr einen Kredit aufnehmen. 200.000 Euro sind vorgesehen, doch müssen Kredite nicht zwangsläufig in voller Höhe abgerufen werden. Dies sei abhängig davon, wie Projekte tatsächlich umgesetzt werden. So wurden die Kredite für das vergangene Jahr fast gar nicht in Anspruch genommen, berichtete Schneider.
Beide Haushalte sind von der Corona-Pandemie beeinflusst. Trotz der Unsicherheiten in Bezug auf die Einnahmequellen wie Gewerbe-, Lohn- und Einkommenssteuer stelle der Haushalt 2021 "eine fundierte Basis dar", lobte 1. Bürgermeisterin Katja Habersack (parteilos) den von Steffen Schneider aufgestellten Haushalt. Seine Erfahrung und sein Bauchgefühl sehen Motten weiterhin finanziell leistungsfähig: "Die Haushalte waren bisher gesund. Ich gehe davon aus, dass sie es auch bleiben".
Aus dem Haushalt
Die Bevölkerungsentwicklung ist insgesamt nach wie vor leicht sinkend, der Anteil der über 65-Jährigen etwas steigend. Die Prognosen des Statistischen Landesamtes Bayern, die diese Entwicklung von 2000 bis zu diesem Jahr aufzeigen, fanden sich bestätigt.
Die Hebesätze bleiben (seit 1982) unverändert bei 300 v.H. (Grundsteuer A und B) und 320 v.H. (Gewerbesteuer).
Der Verwaltungshaushalt wird mit 3.171.950 Euro angegeben, der Vermögenshaushalt mit 3.618.900 Euro. Mit insgesamt 6.790.850 Euro liegt der Haushalt nicht einmal 1.000 Euro unter dem von 2020. Diese Angaben werden als geschätzt angegeben, zu unsicher ist die Einnahmesituation in der Pandemie, erläuterte Steffen Schneider.
Die Kreisumlage wird für 2021 auf 830.000 Euro geschätzt.
Bei der Gewerbesteuer geht man von 600.000 Euro aus. Dies stelle keinen massiven Einbruch dar, "aber wir werden es merken", so Schneider. Die Gewerbesteuerumlage beläuft sich voraussichtlich auf 73.000 Euro. Nur geringfügig niedriger fällt der Einkommenssteueranteil mit 845.000 Euro aus.
Deutlich sinken dagegen die Schlüsselzuweisungen. Mit 326.500 Euro sind sie gegenüber 2020 mehr als 135.000 Euro niedriger.
Die Rücklagen der Gemeinde aus dem Vermögenshaushalt belaufen sich auf 1.970.650 Euro. Das seien "sehr gute Ergebnisse für Investitionen", so Schneider. Das finanzielle Polster werde sich jedoch laut dem ehemaligen Kämmerer auf Grund er zu tätigen Investitionen "planmäßig auf 260.000 Euro zusammenschmelzen".
Der Schuldenstand sinkt jedoch weiterhin. 2020 waren es noch 137.000 Euro, heuer voraussichtlich nur noch 104.670 Euro. Allerdings steht für 2024 eine Verschuldung in Höhe von 3 Millionen Euro im Raum, was laut Scheider "mutmaßlich nicht so eintreffen" werde. Für 2021 rechnet man mit einer Pro-Kopf-Verschuldung von 62,72 Euro.