"Bad Brückenau kannte ich bisher überhaupt nicht", sagt Pfarrer i.R. Hansjörg Schmid. Erst beim Blick auf die Landkarte sei ihm bewusst geworden, "dass früher in gar nicht so weiter Entfernung die innerdeutsche Grenze mitten durch die Rhön verlief." Mittlerweile sei die Stadt dem 78-Jährigen aber ein Begriff, und zwar allein schon deshalb, "weil man den Ortsnamen fast täglich im Verkehrsfunk hört".
Bad Brückenau ist bereits Schmids 14. Station als Kur- und Urlauberseelsorger. "In früheren Jahren bin ich - damals noch mit meiner 2013 verstorbenen Frau - mehrfach in einigen nieder- und oberbayerischen Gemeinden gewesen", blickt der Geistliche zurück. Er ist nach eigenen Worten sehr gespannt, was ihn nun zur Abwechslung im äußersten Norden des Freistaates erwartet. Denn das Alpenpanorama kenne er nun schon zur Genüge.
Im badischen Bietigkeim zuhause
Schmid wohnt im badischen Bietigheim südlich von Karlsruhe, wo er vor seinem Ruhestand auch 25 Jahre als Gemeindepfarrer und zusätzlich als Jugendpfarrer tätig war. Aufgewachsen ist er in Essen im Ruhrgebiet, "wo es damals auch bei Sonnenschein nur selten einen wirklich blauen Himmel gab". Das sei auch ein Grund, warum ihn die bayerische Farbkombination Weiß-Blau immer wieder so stark anzieht.
Eigentlich wollte sich der Kur- und Urlauberseelsorger nur noch "auf die Reservebank setzen". Als er aber gehört habe, dass die Stelle zur Sommerferienzeit in Bad Brückenau immer noch vakant war, sei er "nach kurzer Bedenkzeit zur Einwechslung bereit gewesen". Denn normalerweise würden die Posten für das nächste Jahr bereits um die Weihnachtszeit terminiert, Schmids Entscheidung fiel dagegen erst im Mai.
Obwohl Schmid durch seine zahlreichen Gastspiele in den evangelischen Kirchengemeinden schon über einen riesigen Erfahrungsschatz verfügt, werde der zeitlich begrenzte Job doch nie zur Routine. Die Zusammenarbeit mit den örtlichen Pfarrern klappe in der Regel sehr gut. Und für die Gläubigen sei es durchaus spannend und interessant, "auch einmal einer anderen Stimme in ihrem Gotteshaus zu lauschen". Er stoße immer wieder auf viele hörbereite Menschen, "und dabei fühle ich mich sehr wohl". Drei Wochen sind aber in seinen Augen viel zu kurz, um intensive Kontakte zu Land und Leuten zu knüpfen. Deshalb zieht der 78-Jährige in Erwägung, "vielleicht noch eine Woche ganz privat in der Rhön dranzuhängen".
Hilfsbereitschaft von beiden Kirchen
Schon jetzt hat der Kur- und Urlauberseelsorger in Bad Brückenau ein Alleinstellungsmerkmal ausgemacht. Noch nie hätten sich im Vorfeld seines Amtsantritts so viele Menschen beider Konfessionen um sein Wohl gekümmert. In zahlreichen Telefonaten sei er immer wieder gefragt worden, ob alles in Ordnung sei oder ob er vor der Anreise noch irgendwelche Hilfestellung benötige. Und auch von seinem Gastgeber, bei dem er die nächsten Wochen im Staatsbad wohnt, schwärmt er in den höchsten Tönen. Der sei mit ihm gleich auf Entdeckungsreise durch die Umgebung gegangen. Gewöhnen müsse er sich allerdings noch an die örtliche Topographie. "Das Anfahren am Berg zum evangelischen Pfarramt am Auerhahnweg bedarf doch einiger Übung", meinte Schmid mit einem Schmunzeln.