Wie sucht und findet man etwas, das es nicht mehr gibt? Geschichte-Interessierte stehen regelmäßig vor diesem Problem. "Im Normalfall hörten die Großeltern, da habe mal eine Mühle gestanden...", berichtete Heimatforscher Matthias Elm. Doch verweisen oft nur wenige Erwähnungen in alten Urkunden oder Rechnungen auf Gebäude, deren Namen im lokalen Sprachgebrauch vielleicht noch bekannt sind, aber Genaueres hat die Jahrhunderte nicht überdauert. Mit diesen historischen Dokumenten heißt es, die Suche zu beginnen, bevor man sich ins üppige Dickicht stürzt.
Matthias Elm gab im Rahmen einer Exkursion Hilfestellungen zur Suche nach solchen im Laufe der Jahrhunderte verschwundenen Gebäuden oder Orten. Er selbst hatte das Gebiet, das er nach Hinweisen aus den Geschichtsbüchern als wahrscheinlich für den Standort der Krippachsmühle hielt, noch nicht abgegangen. Ob man überhaupt zu einem Ergebnis käme, war offen. Ein Team aus acht Geschichts-Interessierten machte sich mit ihm zusammen auf die Suche.
Nicht viele, aber verräterische Hinweise fanden sich in historischen Dokumenten. Verweise auf den Standort der Krippachsmühle am Buchrasen nahe dem heutigen Hofgrundwasser fand Matthias Elm im Dokumentenbuch von 1598 aus dem Brückenauer Stadtarchiv, dem Türkensteuerregister von 1605, der Güterbeschreibung von 1675, dem Zinsregister aus dem Jahre 1771 und schließlich aus dem Grundsteuerkataster von 1850. Auf Grund der Hinweise in diesen Quellen (siehe Info-Punkt) erschien es Matthias Elm offensichtlich, dass besagte Mühle auf einem Gebiet gestanden hatte, das zur ehemaligen Hausnummer 17 von Breitenbach gehörte. Der Hausname "Dese" war manchem Teilnehmer noch ein Begriff. Mit Informationen aus dem Urkataster von 1850, wo Flurnamen wie "Krickacker" oder "Krippigswiese" für das Areal genannt wurden, sowie Vergleichen zwischen historischer Karte und aktueller Geländereliefkarte machte sich die Gruppe auf in das Zielgebiet.
Dass keine Anfänger am Werk waren, verriet die Ausrüstung. Neben festem Schuhwerk, GPS und Flurkarten waren die Teilnehmer mit Ortskenntnis, Erfahrung und geübtem Blick ausgestattet. Ein Schaber zum Entfernen von Moos auf Steinen erleichterte ebenfalls die Suche. Bearbeitete Steine, typische Plateau-Geländeform, Hinweise auf ehemalige Grundstücksgrenzen waren im Visier der Arbeitsgruppe.
Wahre Detektivarbeit wurde geleistet. Welcher Weg durch das Dickicht eingeschlagen wurde, beeinflussten die Überlegungen der Teilnehmer. Für die Mühle benötigte man ein ebenes Terrain sowie Gefälle im Bachlauf. Da sich dieser im Lauf der Zeit verändern kann, benötigte die Gruppe Hinweise auf einen Mühlgraben. Keine leichte Angelegenheit, denn offensichtlich war das Areal vielen baulichen Veränderungen z.B. durch die Erschließung der Forstwege unterworfen gewesen. In die Spekulationen bezogen die Krippachsmühlen-Sucher ebenfalls mit ein, wie wirtschaftlich und effizient eine Arbeit an vermuteten Standorten gewesen sein mochte.
Die wahrlich nicht staubtrockene, sondern sogar sehr nasse Suche wurde garniert durch Erinnerungen von Anton Kiefer, der als Kind oft den "Breitenbacher Pfad" nach Brückenau gelaufen war. Auf diesem Weg pflegte man Holzschuhe zu tragen, die in der Stadt gegen bessere Lederschuhe ausgetauscht wurden. Während des "Shoppen-Gehens" warteten die Holzschuhe in einem Backhaus und verrieten jedem, der mal reinschaute, "wie viele Breitenbacher gerade in Brückenau waren."
Ob letztendlich der ehemalige Standort der Krippachsmühle gefunden wurde, kann keiner der Teilnehmer mit Sicherheit sagen. "Es gibt keinen Beweis, aber viele Indizien. Das ist eine typische Geschichte", so Matthias Elm. "Viele Theorien führen zu einer Stelle, an der aller Wahrscheinlichkeit nach und unter Zugrundelegung der historischen Quellen die Krippachsmühle gestanden hat." Eine ergebnisoffene Erkundung hatte die Gruppe begonnen und "erfolgreich abgebrochen". Gewonnene Erkenntnisse müssen erst neu bewertet werden. Die Koordinaten sind gesichert, eventuell wird sich die Gruppe erneut zusammenfinden, um eine konkrete Suche an der gefundenen Stelle zu starten: "Entweder finden wir genauere Informationen, oder wir müssen das im Nebel der Geschichte liegen lassen", so Matthias Elm. Eine typische Forscherarbeit.
INFO: Die Krippachsmühle wurde wahrscheinlich um 1570 errichtet. In der Literatur finden sich viele Hinweise auf Streitigkeiten zwischen Brückenau und Breitenbach um die Rechte an der Mühle. In der Amtsrechnung von 1585 wird erwähnt, dass der Krippachs-Müller jährlich Steuern von einem Gulden zu zahlen hatte. Im Dokumentenbuch von 1598 aus dem Brückenauer Stadtarchiv heißt es: "Zum siebenden ist ein eintzelne Mulen hinter dem Schafberge in der Krippach die Krippachsmuel genant vor kurtzen Jaren aufgerichtet worden,...". Das Türkensteuerregister von 1605 erwähnt eine fällige Steuer für ein auf 200 Gulden geschätztes Vermögen. 1624 und 1639 wird dem Betreiber Georg Becker noch ein Gulden Zins für die Mühle als abzugebende Steuer berechnet. Damals war die Mühle wohl noch in Betrieb und wurde wahrscheinlich während des 30-jährigen Krieges aufgegeben. Hans Lotz wird in der Güterbeschreibung von 1675 als der letzte Besitzer der Krippachsmühle genannt. Die Mühle wird dort eindeutig der Gemarkung Breitenbach zugeschrieben. Obwohl die Mühle zu jenem Zeitpunkt bereits als "wüst", also verlassen, bezeichnet wurde, waren Steuern geleistet worden. Auch im Zinsregister von 1771 war noch ein Gulden Zins für das Grundstück fällig gewesen. Das Zinsregister ist mit seinen nachgetragenen Plannummern der Vorläufer des Grundsteuerkatasters von 1850, in dem eindeutige Verbindungen zwischen Grundstücken und Besitzern nachvollziehbar sind.
Matthias Elm gab im Rahmen einer Exkursion Hilfestellungen zur Suche nach solchen im Laufe der Jahrhunderte verschwundenen Gebäuden oder Orten. Er selbst hatte das Gebiet, das er nach Hinweisen aus den Geschichtsbüchern als wahrscheinlich für den Standort der Krippachsmühle hielt, noch nicht abgegangen. Ob man überhaupt zu einem Ergebnis käme, war offen. Ein Team aus acht Geschichts-Interessierten machte sich mit ihm zusammen auf die Suche.
Nicht viele, aber verräterische Hinweise fanden sich in historischen Dokumenten. Verweise auf den Standort der Krippachsmühle am Buchrasen nahe dem heutigen Hofgrundwasser fand Matthias Elm im Dokumentenbuch von 1598 aus dem Brückenauer Stadtarchiv, dem Türkensteuerregister von 1605, der Güterbeschreibung von 1675, dem Zinsregister aus dem Jahre 1771 und schließlich aus dem Grundsteuerkataster von 1850. Auf Grund der Hinweise in diesen Quellen (siehe Info-Punkt) erschien es Matthias Elm offensichtlich, dass besagte Mühle auf einem Gebiet gestanden hatte, das zur ehemaligen Hausnummer 17 von Breitenbach gehörte. Der Hausname "Dese" war manchem Teilnehmer noch ein Begriff. Mit Informationen aus dem Urkataster von 1850, wo Flurnamen wie "Krickacker" oder "Krippigswiese" für das Areal genannt wurden, sowie Vergleichen zwischen historischer Karte und aktueller Geländereliefkarte machte sich die Gruppe auf in das Zielgebiet.
Dass keine Anfänger am Werk waren, verriet die Ausrüstung. Neben festem Schuhwerk, GPS und Flurkarten waren die Teilnehmer mit Ortskenntnis, Erfahrung und geübtem Blick ausgestattet. Ein Schaber zum Entfernen von Moos auf Steinen erleichterte ebenfalls die Suche. Bearbeitete Steine, typische Plateau-Geländeform, Hinweise auf ehemalige Grundstücksgrenzen waren im Visier der Arbeitsgruppe.
Wahre Detektivarbeit wurde geleistet. Welcher Weg durch das Dickicht eingeschlagen wurde, beeinflussten die Überlegungen der Teilnehmer. Für die Mühle benötigte man ein ebenes Terrain sowie Gefälle im Bachlauf. Da sich dieser im Lauf der Zeit verändern kann, benötigte die Gruppe Hinweise auf einen Mühlgraben. Keine leichte Angelegenheit, denn offensichtlich war das Areal vielen baulichen Veränderungen z.B. durch die Erschließung der Forstwege unterworfen gewesen. In die Spekulationen bezogen die Krippachsmühlen-Sucher ebenfalls mit ein, wie wirtschaftlich und effizient eine Arbeit an vermuteten Standorten gewesen sein mochte.
Die wahrlich nicht staubtrockene, sondern sogar sehr nasse Suche wurde garniert durch Erinnerungen von Anton Kiefer, der als Kind oft den "Breitenbacher Pfad" nach Brückenau gelaufen war. Auf diesem Weg pflegte man Holzschuhe zu tragen, die in der Stadt gegen bessere Lederschuhe ausgetauscht wurden. Während des "Shoppen-Gehens" warteten die Holzschuhe in einem Backhaus und verrieten jedem, der mal reinschaute, "wie viele Breitenbacher gerade in Brückenau waren."
Ob letztendlich der ehemalige Standort der Krippachsmühle gefunden wurde, kann keiner der Teilnehmer mit Sicherheit sagen. "Es gibt keinen Beweis, aber viele Indizien. Das ist eine typische Geschichte", so Matthias Elm. "Viele Theorien führen zu einer Stelle, an der aller Wahrscheinlichkeit nach und unter Zugrundelegung der historischen Quellen die Krippachsmühle gestanden hat." Eine ergebnisoffene Erkundung hatte die Gruppe begonnen und "erfolgreich abgebrochen". Gewonnene Erkenntnisse müssen erst neu bewertet werden. Die Koordinaten sind gesichert, eventuell wird sich die Gruppe erneut zusammenfinden, um eine konkrete Suche an der gefundenen Stelle zu starten: "Entweder finden wir genauere Informationen, oder wir müssen das im Nebel der Geschichte liegen lassen", so Matthias Elm. Eine typische Forscherarbeit.
INFO: Die Krippachsmühle wurde wahrscheinlich um 1570 errichtet. In der Literatur finden sich viele Hinweise auf Streitigkeiten zwischen Brückenau und Breitenbach um die Rechte an der Mühle. In der Amtsrechnung von 1585 wird erwähnt, dass der Krippachs-Müller jährlich Steuern von einem Gulden zu zahlen hatte. Im Dokumentenbuch von 1598 aus dem Brückenauer Stadtarchiv heißt es: "Zum siebenden ist ein eintzelne Mulen hinter dem Schafberge in der Krippach die Krippachsmuel genant vor kurtzen Jaren aufgerichtet worden,...". Das Türkensteuerregister von 1605 erwähnt eine fällige Steuer für ein auf 200 Gulden geschätztes Vermögen. 1624 und 1639 wird dem Betreiber Georg Becker noch ein Gulden Zins für die Mühle als abzugebende Steuer berechnet. Damals war die Mühle wohl noch in Betrieb und wurde wahrscheinlich während des 30-jährigen Krieges aufgegeben. Hans Lotz wird in der Güterbeschreibung von 1675 als der letzte Besitzer der Krippachsmühle genannt. Die Mühle wird dort eindeutig der Gemarkung Breitenbach zugeschrieben. Obwohl die Mühle zu jenem Zeitpunkt bereits als "wüst", also verlassen, bezeichnet wurde, waren Steuern geleistet worden. Auch im Zinsregister von 1771 war noch ein Gulden Zins für das Grundstück fällig gewesen. Das Zinsregister ist mit seinen nachgetragenen Plannummern der Vorläufer des Grundsteuerkatasters von 1850, in dem eindeutige Verbindungen zwischen Grundstücken und Besitzern nachvollziehbar sind.