Über mehrere Stunden waren rund 250 Einsatzkräfte am Dienstagabend, 7. Oktober 2025, wegen eines Chemieunfalls in Unterfranken im Einsatz. Über Mainanschaff im Landkreis Aschaffenburg zog eine bedrohlich aussehende Giftwolke.

Am späten Abend gaben die Behörden Entwarnung. Inzwischen sind weitere Details zum Vorfall bekannt, das Landratsamt hat eine eigene Info-Seite für die Bevölkerung eingerichtet

Update vom 8.10.2025, 11.29 Uhr: Landratsamt informiert zu offenen Fragen nach Gefahrstoffaustritt in Mainaschaff

Laut dem Aschaffenburger Landratsamt ist die Besorgnis in der Bevölkerung wegen des Chemieunfalls bei Aschaffenburg groß. "Am Morgen danach stellen sich für viele Menschen noch Fragen, die sich an das Geschehen anschließen", heißt es in einer Presseerklärung der Behörde vom Mittwoch (8. Oktober 2025), in der sie auf Informationsmöglichkeiten im Internet aufmerksam macht. So sei bereits seit Dienstagabend auf der Homepage des Landratsamtes eine zentrale Info-Seite rund um den Gefahrstoffaustritt in Mainaschaff abrufbar.

Auch per QR-Code (rechts) erreichbar: Bereits seit Dienstagabend, 7. Oktober 2025 stellt das Aschaffenburger Landratsamt auf seiner Homepage eine zentrale Info-Seite rund um den Gefahrstoffaustritt in Mainaschaff bereit - www.landkreis-aschaffenburg.de/gefahrstoffaustritt. Am Morgen danach stellen sich für viele Menschen noch Fragen, die sich an das Geschehen anschließen. Daher wurde diese zentrale Info-Seite nun um eine Liste mit wiederkehrenden Fragen und Antworten erweitert. Sie wird auch im Weiteren fortlaufend ergänzt werden. Das Landratsamt beantwortet dort unter anderem, dass es vor Ort nicht zu einem Brand kam und nach allen Erkenntnissen keine langfristigen Auswirkungen zu befürchten sind.
Ralf Hettler/dpa (li.), Landratsamt Aschaffenburg (re., Grafik), Collage: inFranken.de

Die Seite sei laut Amt nun um "eine Liste mit wiederkehrenden Fragen und Antworten erweitert" worden. Zudem würden die Angaben "auch im Weiteren fortlaufend ergänzt", versichert das Amt. Um die Seite leichter über den Browser aufrufen zu können, wurde auch ein QR-Code veröffenticht. 

Das Landratsamt beantwortet auf die Info-Seite zum Chemieunfall unter anderem, dass es vor Ort nicht zu einem Brand kam und nach allen Erkenntnissen keine langfristigen Auswirkungen zu befürchten sind. Es wird erklärt, dass - anders als bei einem Brandgeschehen - bei der entstandenen chemischen Reaktion alle involvierten Stoffe bekannt sind und daher auch die Auswirkungen gut abgeschätzt werden können. Alle Luftproben im Umkreis seien aber ohnehin unter jeder messbaren Nachweisgrenze gewesen, versichert das Landratsamt. 

"Obst und Gemüse aus dem Garten kann auch weiterhin verzehrt werden"

Wörtlich heißt es in der Erklärung: "Daher kann Obst und Gemüse aus dem Garten auch weiterhin verzehrt und Wasser aus der Leitung getrunken werden. Auch Autos, Fassaden oder Outdoor-Möbel müssen nicht zwangsläufig gereinigt werden. Und für Tiere gibt es ebenso wie für den Menschen nichts weiter zu beachten."

Zum Gefahrstoffaustritt aus dem Industriebetrieb sei es gekommen, nachdem ein Metallteil, "das sich in der Produktionslinie befand" in Becken mit Salpetersäure gefallen war. Die Gaswolke sei zunächst nach Nordosten in Richtung Strietwald gezogen, konnte "mit Hilfe von erzeugtem Nebel aber erfolgreich nieder geschlagen werden".

Es war umgehend die Blaulichtfamilie vor Ort. Im Landratsamt trat - auch ohne die Schwelle eines Katastrophenfalls zu erreichen - sicherheitshalber die Führungsgruppe Katastrophenschutz - kurz FüGK - zusammen, heißt es in der Mitteilung weiter. Zudem waren auch die Experten des Immissionsschutzes im Landratsamt vor Ort im Einsatz. Im Weiteren wurden die Experten noch um das TUIS ergänzt - das Transport-Unfall-Informations- und Hilfeleistungssystem, bestehend aus den besten Expertinnen und Experten für die chemische Industrie. An zahlreichen Messpunkten im erweiterten Umkreis wurde die Luft beprobt, so dass noch in der Nacht Entwarnung gegeben werden konnte. 

Vier Personen kontaminiert

Bei dem Gefahrstoffaustritt seien vier Personen kontaminiert worden, die direkt vor Ort ambulant behandelt wurden. "Insgesamt haben alle Einsatzkräfte hervorragend reagiert und die Lage bestens unter Kontrolle gebracht", bilanziert das Landratsamt. Landrat Dr. Alexander Legler: "Ich bin ausdrücklich allen Einsatzkräften dankbar. Die Bevölkerung konnte erneut fest stellen, auf unsere Blaulichtfamilie ist Verlass. (...) Und besonders froh bin ich selbstverständlich, dass niemand schwer verletzt wurde."

Update vom 8.10.2025, 9.25 Uhr: Feuerwehr schildert Ablauf von Großeinsatz 

Am Tag nach dem Chemieunfall bei Aschaffenburg, der zu vier Verletzten und Giftwolke über dem benachbarten Mainaschaff führte, berichtet der Kreisfeuerwehrverband auf seiner Homepage detailliert von dem Großeinsatz am Dienstagabend, 7. Oktober 2025. Der Beitrag, der auch auf Facebook veröffentlicht wurde, ist mit der Überschrift  "orangefarbene Gefahrstoffwolke weithin sichtbar" versehen.

Laut dem Kreisfeuerwehrverband Aschaffenburg wurden bei dem schweren Chemieunfall in einem Industriebetrieb in der Industriestraße von Mainaschaff dabei größere Mengen an nitrosen Gasen freigesetzt, die eine weithin sichtbare orangefarbene Gefahrstoffwolke bildeten. Dies führte zu einem umfangreichen Großeinsatz von Feuerwehr, Rettungsdienst, Polizei und weiteren Hilfsorganisationen, der bis in die Nacht andauerte.

Die Freiwillige Feuerwehr Mainaschaff wurde zunächst um 18.23 Uhr zu einer Rauchentwicklung im Freien alarmiert. Doch nach ersten Erkundungen wurde das Einsatzstichwort mehrfach erhöht, bis schließlich ein "ABC THL Bio/Chemie Gefahrstoff"-Einsatz ausgerufen wurde. Ursache war ein Metallstück, das in ein Säurebad fiel und eine chemische Reaktion auslöste. In dem Becken befanden sich rund 6000 Liter Salpetersäure, so der Kreisfeuerwehrverband weiter.

Versuch, das Metallstück aus dem Säurebad zu entfernen, scheiterte

Die Einsatzkräfte sperrten das betroffene Gebiet großräumig ab, um die Bevölkerung und die Einsatzkräfte zu schützen. Unter Chemikalienschutzanzügen erkundeten erste Trupps die Lage im Gebäude. Ein Versuch, das Metallstück aus dem Säurebad zu entfernen, scheiterte jedoch.

Wie die Aschaffenburger Kreisfeuerwehr weiter berichtet, wurde daraufhin entschieden, die Säure unter Vollschutz in ein anderes Becken umzupumpen. Bei diesen "anspruchsvollen Maßnahmen" hätten auch Mitarbeiter des Unternehmens unterstützend mitgewirkt, "wofür ihnen besonderer Dank gilt", so die Feuerwehr.

Zur Unterstützung der örtlichen Feuerwehren war der Gefahrgutzug der Stadt Aschaffenburg im Einsatz, ebenso wie ein Fachberater des Transport-Unfall-Informations- und Hilfeleistungssystems (TUIS). Sie halfen der Einsatzleitung, die Lage einzuschätzen und geeignete Maßnahmen auszuwählen. Frühzeitig wurden zudem die Landkreiszüge "Warnen" und "Messen" alarmiert. Laut dem Kreisfeuerwehrverband Aschaffenburg informierte der Zug "Warnen" mit Lautsprecherdurchsagen die Bevölkerung und wies auf Schutzmaßnahmen hin. Der Zug "Messen" überwachte währenddessen die Umgebungsluft kontinuierlich.

"Wahrnehmbare Geruchsbelastung"

Zur möglichen Gefährdung der Bevölkerung betont der Kreisfeuerwehrverband: "Trotz einer deutlich wahrnehmbaren Geruchsbelastung konnten im Nahbereich und an allen Messstellen außerhalb des Betriebsgeländes zu keinem Zeitpunkt gefährliche Werte festgestellt werden." Auch nach einer kurzfristigen Winddrehung und der anschließenden Verlagerung der Messtrupps seien alle Messergebnisse unauffällig geblieben. 

Warnsysteme wie NINA, KATWARN und Cell Broadcast seien aktiviert worden, um die Bevölkerung frühzeitig zu informieren.Anwohner seien aufgefordert worden, Fenster und Türen geschlossen zu halten und geschlossene Räume nicht zu verlassen. Im Rotkreuzhaus Kleinostheim wurde eine Anlaufstelle für besorgte Bürgerinnen und Bürger eingerichtet. Nachdem die Gefahr gebannt war, konnte gegen 22.30 Uhr Entwarnung gegeben werden, und die Schutzmaßnahmen wurden aufgehoben. Um 23.28 Uhr übergab die Einsatzleitung die Einsatzstelle an die Werkleitung.

Insgesamt waren rund 300 Feuerwehrleute sowie 80 Kräfte des Rettungsdienstes im Einsatz, bilanziert der Kreisfeuerwehr. Kreisbrandrat Frank Wissel leitete die Maßnahmen, unterstützt durch die Führung der Feuerwehr Mainaschaff sowie die Kreisbrandinspektion. Landrat Dr. Alexander Legler dankte vor Ort den Einsatzkräften für ihre professionelle Arbeit. Auch der Verpflegungszug Hutzelgrund und die Pressebetreuungsgruppe des Landkreises trugen zu einem reibungslosen Ablauf bei, berichtet der Kreisfeuerwehrverband abschließend.

Update vom 8.10.2025, 8.25 Uhr: Industriebetrieb nicht zugänglich - Metallteil fiel in Säure

Nach dem Chemieunfall in einem Industriebetrieb in Mainaschaff bei Aschaffenburg können Schulen und Kitas normal öffnen. Das teilte die Gemeinde Mainaschaff am Morgen mit. "Nach Rücksprache mit dem Landratsamt Aschaffenburg können sowohl die Kitas als auch die Ascapha Grund- und Mittelschule in Mainaschaff" ihren normalen Regelbetrieb aufnehmen, informiert die Gemeindeverwaltung. Demnach seien "die Messungen" als unbedenklich eingestuft und die Warnung aufgehoben worden.

Bis die Ermittler etwas zur Ursache und dem Schaden äußern könnten, werde es Zeit in Anspruch nehmen, erklärte ein Sprecher der Polizei gegenüber der dpa. Das betroffene Gebäude in dem Industriekomplex habe bislang nicht betreten werden können. Am Morgen wollten die Beamten noch eine mögliche Einsturzgefahr ausschließen, erst dann sollten Ermittler hineingehen.

Den Berichten zufolge hatte ein großes Metallstück, das in ein Becken mit 6000 Litern Salpetersäure gefallen war, eine chemische Reaktion ausgelöst. Eine genaue Größe des Metallstücks konnte die Polizei bislang nicht angeben. Bei der Reaktion der Materialien seien nitrose Gase entstanden, teilte der Landkreis Aschaffenburg mit. Nach Messungen im erweiterten Umkreis habe Entwarnung gegeben werden können.

Lebensgefährliche Gase waren entstanden

Nitrose Gase können im schlimmsten Fall ein lebensgefährliches Lungenödem hervorrufen, wie die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung schreibt. Dabei sammelt sich Flüssigkeit aus den Blutgefäßen in der Lunge, was zum Tod führen kann.

Die Behörden hatten direkt nach dem Vorfall die Bevölkerung davor gewarnt, sich im Freien aufzuhalten. Rund um das Betriebsgelände wurde auch ein Abschnitt der Bundesstraße sowie der Main als Bundeswasserstraße gesperrt. Mainaschaff grenzt direkt an Aschaffenburg.

Nach dem Vorfall hatte sich über dem Firmengelände eine kräftige, orangefarbene Wolke gebildet. Stundenlang waren Feuerwehrleute in Schutzanzügen vor Ort, insgesamt waren mehr als 250 Einsatzkräfte verschiedener Organisationen beteiligt. Landrat Alexander Legler (CSU) dankte den Helfern: "Auf unsere Blaulichtfamilie ist Verlass."

Update vom 8.10.2025, 6.45 Uhr: Nach Chemieunfall in Unterfranken - Behörden geben Entwarnung

Entwarnung in Unterfranken: Einige Stunden nach dem Chemieunfall in einem Industriebetrieb in Mainaschaff bei Aschaffenburg haben die Behörden laut dpa ihre Warnung aufgehoben. Messungen seien als unbedenklich eingestuft worden, hieß es von der Gemeinde Mainaschaff. Vier Menschen waren bei dem Störfall leicht verletzt worden.

Den Erkenntnissen zufolge hatte ein Metallteil, das in ein mit Salpetersäure gefülltes Becken gefallen war, eine chemische Reaktion ausgelöst. Bei der Reaktion der Materialien miteinander seien nitrose Gase entstanden, teilte der Landkreis Aschaffenburg mit. 

Direkt nach dem Vorfall hatte sich über dem Firmengelände eine kräftige, orangefarbene Wolke gebildet. Stundenlang waren rund 250 Einsatzkräfte verschiedener Organisationen vor Ort.

Vorfall in einem Metallverarbeitungsbetrieb

Wie das Polizeipräsidium Unterfranken am späten Dienstag mitgeteilt hatte, sei es am Abend zu einem "Vorfall in einem Metallverarbeitungsbetrieb" gekommen, bei dem giftige Gase austraten. Während des Großeinsatzes in der Industriestraße in Mainaschaff waren Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei vor Ort. "Dem Sachstand nach entwickelten sich bei einer chemischen Reaktion in einem Firmengebäude giftige Gase, die über den Schornstein nach draußen gelangten", erklärte die Polizei.

Das Gebiet um das Firmengelände wurde von den Einsatzkräften weiträumig abgesperrt. Zudem wurden angrenzende Firmen und Geschäfte präventiv geräumt. Auch der Verkehr auf der benachbarten Bundesstraße sowie der Bundeswasserstraße Main wurde vorsorglich gestoppt, um mögliche Gefahren für Verkehrsteilnehmer zu minimieren. Bislang wurden vier Personen leicht verletzt und werden vor Ort vom Rettungsdienst behandelt, so die Behörde am Abend.

Die Anwohner im potenziellen Gefahrenbereich wurden über Lautsprecherdurchsagen informiert. Dabei wurden folgende Anweisungen gegeben:

  • Aufgrund eines Gefahrenstoffs in Mainaschaff sind Fenster und Türen geschlossen zu halten.
  • Personen sollen nicht ins Freie treten
  • Lüftungsanlangen sollten ausgeschaltet werden

Die Brandursache und die Höhe des Sachschadens waren zunächst unbekannt. Für die Anwohner und Personen, die aufgrund des Vorfalls Unterstützung benötigen, wurde eine Anlaufstelle im Rot-Kreuz-Haus Kleinostheim eingerichtet. Feuerwehr und Polizei informierten laufend über den Einsatz auf ihren Social-Media-Kanälen. Die Anwohner wurden dringend gebeten, sich an die Anweisungen zu halten und abgesperrte Bereiche nicht zu betreten.

Erstmeldung vom 7.10.2025, 20.11 Uhr: Stadtverwaltung ruft Aschaffenburger zu Vorsicht auf: Gaswolke über Stadtgebiet

In Mainaschaff und Aschaffenburg ist derzeit Vorsicht geboten: Aufgrund einer Gaswolke werden die Bürger dazu aufgerufen, sich möglichst drinnen aufzuhalten.

Die Stadtverwaltung in Aschaffenburg ruft die Bevölkerung derzeit dazu auf, in den Häusern zu bleiben. Außerdem sollen Menschen aus dem Freien hereingeholt, Fenster geschlossen gehalten und Lüftungen und Klimaanlagen ausgeschalten werden. Der Grund ist nach dpa-Angaben ein Störfall in einem Industriebetrieb in der unterfränkischen Gemeinde Mainaschaff. Dort soll eine Gaswolke freigesetzt worden sein. Diese ziehe demnach auch über das Stadtgebiet von Aschaffenburg.

Dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz zufolge könnte die Gaswolke möglicherweise giftig sein. Die werden dazu aufgefordert, gefährdete Personen vorübergehend bei sich aufzunehmen, Kindern und hilfsbedürftigen Menschen zu helfen sowie auf Durchsagen von Polizei und Feuerwehr zu achten. Was genau passiert ist, ist noch unklar. Das Ausmaß des Vorfalls ist noch nicht abzusehen.

Gelb-orangene Wolke über Aschaffenburg und Mainaschaff - Feuerwehr warnt

Auch die lokalen Feuerwehren warnen in den sozialen Medien. Ein Bild des Kreisfeuerwehrverbands Aschaffenburg zeigt eine große gelb-orangene Wolke, die aus einem Gebäude kommt. Es handle sich bei dem aktuellen Einsatz um einen Chemieunfall, schreiben die Einsatzkräfte zu dem Bild.