Angekommen in Italien trifft mich nicht nur strahlender Sonnenschein mit voller Wucht, sondern auch ein Preis-Schock, den ich so nicht erwartet habe. Verglichen mit Deutschland befinden sich die Preise in Italien auf Vor-Corona-Niveau. Certo, certo, erklärt mir die italienische Gastgeberin, auch hier seien die Preise gestiegen. Die Inflation lag zwischenzeitlich im niedrigen zweistelligen Bereich. Doch als ich erzähle, was vergleichbare Produkte in Deutschland kosten, schüttelt sie ungläubig den Kopf.

Wir sind im Veneto unterwegs, besuchen Vicenza, Chioggia mit Sottomarina und natürlich Venedig. In Vicenza, der berühmten Palladio-Stadt voll von beeindruckender Architektur, bestaunen wir Paläste und essen Eis für zwei Euro (jeweils zwei Kugeln!).

Preise in Italien: Cappuccino für 1,70 Euro im Touri-Hotspot

Im wunderschönen Chioggia, von den Italienern liebevoll das „kleine Venedig“ genannt, trinken wir Aperol Spritz für 3,50 Euro und essen Cicchetti, typisches „Fingerfood“ aus der Gegend um Venedig, geröstete Weißbrotscheiben, belegt mit Salami, Schinken, Sardellen, Oliven, Pesto, Mozzarella und mehr, für 1,50 Euro pro Stück. Am feinen Sandstrand von Sottomarina, gleich nebenan, wo Sonnenschirm an Sonnenschirm steht, sitzen wir in einer Bar, mitten im Touri-Hotspot, und trinken Wasser (0,5 l) für 1,50 Euro, Bier (0,4 l) für 3 Euro und Cappuccino für 1,70 Euro.

Im angeblich so drastisch überteuerten Venedig erreichen die Preise schließlich das Niveau einer mittelgroßen deutschen Stadt. Als Deutscher fühlt man sich schließlich gleich zuhause, wenn ein Hauptgericht um die 20 Euro kostet (und ich spreche nicht von Pizza – die gibt es für um die 10 Euro).

Was im Urlaub ein herrlich positiver Schock war, fühlt sich zuhause in Deutschland schlichtweg nicht richtig an. Klar, Italien war schon immer etwas günstiger als Deutschland, vor allem der Süden. Aber was ist hier falsch gelaufen? Warum werden Restaurantbesuche hierzulande zunehmend unbezahlbar, vom Wocheneinkauf im Supermarkt ganz zu schweigen? Wer macht sich hier die Taschen voll, auf meine Kosten, auf unser aller Kosten?

Gierflation in Deutschland: Wer profitiert?

Dazu gibt es inzwischen aufschlussreiche Studien. "Eine exklusive Analyse zeigt, dass Konzerne ihre Marge im Schnitt sogar gesteigert haben. Viele Händler konnten sie zumindest halten. Verlierer sind Mittelständler - und die Kunden", schreibt beispielsweise das Handelsblatt. Und die Verbraucherzentrale NRW hat in Marktchecks, bei denen sie 20 Grundnahrungsmittel analysiert hat, festgestellt, dass es teilweise Preisunterschiede zwischen nahezu identischen Produkten von bis zu 400 Prozent gibt - beispielsweise bei Langkornreis oder Butter. Das berichtet die Tagesschau. Ein weiteres Beispiel: Die Preise für Rapsöl seien über Wochen und Monate so hoch gewesen wie für Sonnenblumenöl, obwohl es im Gegensatz dazu keinen Mangel gegeben habe.

Übrigens haben wir aus dem italienischen Mega-Supermarkt, in dem wir zuletzt eingekauft haben, fünf Kilo Barilla-Spaghetti mit nach Hause genommen. Dort kostet das Kilo nämlich nur zwei Euro - in Deutschland fünf, wenn man kein "Sonderangebot" erwischt. Bundeskartellamt und Politik müssen hier aktiv werden und ganz genau prüfen, wer wie stark vom „Mitnahmeeffekt“ profitiert hat.

Sonst bleibe ich nächstes Mal in Italien.

Ach ja: Von einer „Energiekrise“ spüren die italienischen Gastgeber niente. Rein gar nichts.

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