Kontinuität verspricht die Fortschreibung des Bestehenden. Das weckt im besten Fall Erleichterung, im schlimmsten Fall Überdruss. Weder das eine noch das andere ist wahr im Fall von Jakub Hrůša. Hier klingt Kontinuität stattdessen nach Verheißung.
Gestern hat der Chefdirigent der Bamberger Symphoniker einen Vertrag für weitere fünf Spielzeiten unterschrieben. Das gab Marion Kiechle (CSU), die frisch gebackene bayerische Kultusministerin bekannt. Kraft ihres Amtes gehört Kiechle dem Stiftungsrat der Bamberger Symphoniker an.
Bereits drei Jahre vor Ende seines laufenden Vertrags verpflichtete sich Jakub Hrůša damit für die Jahre zwischen 2021 und 2026 bei den Bamberger Symphonikern. Die Position des Chefdirigenten der Bamberger Symphoniker hat der 36-Jährige seit 2016 inne.
"Charismatisches Dirigat"
Dass beide Parteien drei Jahre vor Ende des bestehenden bereits über einen neuen Vertrag verhandelt haben, hatten Hru Grad ša und den Symphoniker in ihrem ersten Arbeitspapier fixiert: "Ein Orchester unser Größe benötigt Planungssicherheit", sagte Christian Schmölder, Betriebsdirektor der Symphoniker.
Sowohl beim Publikum als auch bei den Symphonikern selbst ist Jakub Hrůšas künstlerisches Vermögen über jeden Zweifel erhaben. "Mit seiner tiefgründigen Musikalität, stupenden Technik und seinem charismatischen Dirigat verwandelt Jakub Hruša die Partituren in atemberaubende, tönende Erlebnisse, die lange in unseren Herzen nachklingen", würdigte Stiftungsvorstand und Intendant Marcus Rolf Axt seinen Chefdirigenten. Axt gab seiner Freude darüber Ausdruck, "dass diese kongeniale Partnerschaft mit unseren Musikerinnen und Musikern nun weitere acht Jahre lang fortdauern wird."
Die Bamberger Symphoniker dürfen für sich in Anspruch nehmen, zu den international bedeutsamsten Symphonieorchestern des Freistaats zu gehören. Die jüngste Auszeichnung für das beste deutschsprachige Konzertprogramm bekräftigte die Symphoniker in ihrem Selbstverständnis. "Ich bin mir sicher, dass die Bamberger Symphoniker unter der Leitung von Jakub Hrůša auch in Zukunft tonangebend sein werden", sagte Kiechle.
Konkurrenz um die Besten
Das Ausnahmetalent Hru Grad šas ist anderen Orchestern nicht verborgen geblieben. Wie Fußballvereine um Top-Trainer buhlen Orchester um die Elite unter den Dirigenten. Auch vor dem Hintergrund dieses mit den Mitteln von künstlerischem Prestige und wohl auch Gehalt bestrittenen Kampfes ist das nun verwirklichte Bestreben der Bamberger Symphoniker zu interpretieren, ihren Chefdirigenten weiter an sich zu binden.
"Wenn wir jetzt nicht auf ihn zugekommen wären, wäre Jakub Hrůša in drei Jahren weg gewesen", mutmaßte Schmölder. Ob Hrůšas Vertragsverlängerung mit einem deutlichen Gehaltssprung einhergeht, wollte Schmölder nicht kommentieren. Allerdings werde Hrůšas künftig "sicher nicht weniger verdienen als jetzt". In der 75-jährigen Geschichte des Orchesters ist Hruša der fünfte Chefdirigent. Auch diese verhältnismäßig geringe Zahl bezeugt, welchen Wert die Symphoniker auf Kontinuität legen.
Jakub Hruša selbst verband seine Vertragsverlängerung mit einer Liebeserklärung an die Stadt Bamberg im Allgemeinen und die Symphoniker im Besonderen: "In den beiden zurückliegenden Jahren habe ich die Erfahrung gemacht, dass Bamberg ein Ort auf dieser Welt ist, an dem die Dinge besser funktionieren, als man es sich erträumen kann."
Der Chefdirigent nannte Bamberg "einen außergewöhnlichen Ort, ein Ort der Inspiration, der Konzentration und der Freude - und der zentrale Grund ist für mich natürlich sein Orchester: die Bamberger Symphoniker".