Jede Menge Schnee und hohe Minusgrade - wer derzeit im Internet unterwegs ist, liest immer wieder von einem drohenden "Jahrhundertwinter" 2025/2026.

Was ist dran an der eiskalten Winterprognose? Ein Blick auf die Langfrist-Wettermodelle zeigt: offenbar nicht viel. Was aber nicht heißt, dass wir diesen Winter keinen Schnee sehen werden.

Extreme Kälte diesen Winter in Deutschland? Expertin widerspricht

In Wirklichkeit zeichnet sich kein Jahrhundertwetter, sondern ein ganz anderes Bild ab - die Temperaturprognose "geht eher nach oben", erklärt Meteorologin Denise Seiling von wetter.com. Demnach wird der Winter "überall in Europa zu warm" und eben nicht extrem kalt. "Auch bei uns" in Deutschland, sagt Seiling.

Besonders interessant: Sowohl das europäische, als auch das amerikanische Modell prognostizieren einen zu warmen Winter in Europa. Eine langanhaltende, extreme Kälte zeichnet sich aktuell nicht ab.

Die Hoffnung auf Schnee und vielleicht mal wieder eine weiße Weihnacht ist damit aber trotzdem (noch) nicht begraben: Zwischendurch sei es schon "möglich", dass Schnee fällt und es etwas kälter wird, ergänzt Seiling. Für eine endgültige Winterprognose sei es aber Ende Oktober noch zu früh.

"Wissen es nicht" - Polarwirbel sorgt für Spekulationen

Die Spekulationen rund um einen "Jahrhundertwinter" hängen eng mit dem sogenannten Polarwirbel zusammen. Der Polarwirbel ist ein riesiges Tiefdruckgebiet in etwa 30 Kilometern Höhe. In diesem Wirbel zirkuliert die kalte Polarluft. Wird der Wirbel geschwächt oder gar gespalten, könnte die Zirkulation gestört werden und kalte Polarluft nach Deutschland gelangen. Genau auf dieser Befürchtung basieren die Spekulationen rund um den Jahrhundertwinter.

Tatsächlich gibt es "Indizien für eine gestörte Zirkulation", erläutert SWR-Wetterexperte Gernot Schütz.  "Das bedeutet nicht automatisch einen Jahrhundertwinter". Hinzu kommt: Noch ist gar nicht bewiesen, dass Kälte in Deutschland überhaupt mit einem schwachen Polarwirbel zusammenhängt, erklärt Martin Gudd vom Wetterkompetenzzentrum der ARD. "Was die seriösen Prognosen für den Winter angeht, so können wir vielleicht, aber auch wirklich nur vielleicht, kurz nach dem Jahreswechsel das Strömungsmuster anschauen." Daraus ließen sich dann ungefähre Voraussagen treffen, wie "der Rest des Winters ungefähr verläuft", ergänzt Gudd.

Dass es 2025/26 zu einem Jahrhundertwinter kommt, ist daher "reine Spekulation", meint auch Lothar Bock vom Deutschen Wetterdienst. "Wir wissen es nicht", pflichtet auch TV-Meteorologe Karsten Schwanke bei.