Update vom 14.09.2023, 06.34 Uhr: Sirenen, Warnnachrichten, Lautsprecherwagen - So wird in Bayern gewarnt

An diesem Donnerstag (14. September 2023) wird es laut in Bayern: Ab 11 Uhr werden dann wegen des bundesweiten Warntags im Freistaat wie im übrigen Bundesgebiet nicht nur die Sirenen heulen, sondern auch Millionen Handys gleichzeitig einen lauten Warnton abgeben.

Mit dem 2020 eingeführten Warntag sollen aber nicht nur die Menschen im Land für Warnungen sensibilisiert werden. Zugleich sollen durch den Probealarm die Abläufe und die technische Funktionsfähigkeit der verschiedenen Warnmittel und -systeme einer Prüfung unterzogen werden. Wie wichtig das ist, hatte sich bei der misslungenen Premiere vor drei Jahren gezeigt, als viele Menschen nichts von den Alarmierungen mitbekamen.

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), die Innenministerien der Länder und die Kommunen führen den Aktionstag deutschlandweit gemeinsam durch. Konkret testet das BBK an diesem Tag in ganz Deutschland die Warn-Apps NINA und KATWARN und den Mobilfunkdienst Cell Broadcast, der unmittelbar Warnnachrichten auf das Handy oder Smartphone schickt.

Cell Broadcast gibt es in Bayern erst seit Februar 2023, erstmals getestet wurde das System im Dezember 2022. Es soll den bestehenden Warnmittelmix aus analogen und digitalen Warnkanälen – wie etwa Sirenen, Rundfunk, TV oder Apps ergänzen. Die von den Netzbetreibern auf behördliche Anordnung ausgestrahlte Warnung wird auf allen Geräten, die in einer Funkzelle eingebucht sind, empfangen. Je nach Warnstufe geben die Geräte sogar im lautlosen Modus einen sehr lauten Ton aus. Cell Broadcast funktioniert auch dann, wenn das Handy keine Datenverbindung aufgebaut hat.

Zeitgleich testen in Bayern nach Angaben des Innenministeriums viele Kommunen weitere Warnmittel, wie digitale Stadtinformationstafeln und Sirenen. In wenigen Kommunen, etwa im Markt Berchtesgaden, sollen auch sogenannte Lautsprecherwagen zum Einsatz kommen. Im Anschluss an den Warntag sollen in einer Internetumfrage die Erfahrungen der Bevölkerung abgefragt werden.

Update vom 13.09.2023, 10.43 Uhr: Aktuelles Bild  funktionstüchtigen Sirenen wird es erst 2024 geben

Beim bundesweiten Warntag an diesem Donnerstag (14. September 2023) stehen neben anderen Kanälen auch etwa 38.000 Sirenen für den Probealarm zur Verfügung. Bis zumindest ein Teil von ihnen zentral angesteuert werden kann, werden aber mindestens noch einige Monate vergehen, wie der Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Ralph Tiesler, in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur erklärt.

"Die Sirenen müssen von den Leitstellen der Kommunen ausgelöst werden; da muss also jemand in der Leitstelle noch auf den Knopf drücken", sagt der Behördenchef. Das sei auch der Grund, weshalb der Sirenenalarm nicht im gleichen Moment kommt wie etwa die Warnung per App oder Cell Broadcast. "Unser Ziel ist es, die Möglichkeit zu schaffen, dass in Zukunft alle Sirenen, bei denen das technisch machbar ist, auch vom Bund direkt angesteuert werden können", erklärt Tiesler. Ob das bereits beim nächsten Warntag im September 2024 der Fall sein wird, ist aber noch nicht sicher.

Bundesweiter Warntag 2023: So werden die Sirenen ausgelöst

In der Praxis sind bundesweite Warnungen - abgesehen vom Probealarm - ohnehin der absolute Ausnahmefall. Meist wird lokal oder regional gewarnt, etwa vor Überflutungen oder Waldbränden.

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"Bislang sind rund 38.000 Sirenen erfasst", sagt Tiesler in dem dpa-Interview. Eine ähnliche Dichte von Sirenen haben, bezogen auf die Größe des Staatsgebiets, etwa die Niederlande, wo an jedem ersten Montag im Monat ein Probealarm ausgelöst wird.

Ein vollständiges und aktuelles Bild von den in Deutschland aufgestellten funktionstüchtigen Sirenen werde es 2024 geben, fügte Tiesler hinzu: "Das bundesweite Sirenenkataster soll im Laufe des kommenden Jahres als Plattform mit tagesaktuellen Daten zur Verfügung stehen."

Bundesweites Sirenenkataster soll 2024 als Plattform zur Verfügung stehen

Gegen 11 Uhr wird das BBK am Donnerstag einen Probealarm auslösen. Der wird dann unter anderem über Warn-Apps, Radio- und Fernsehsender sowie über knapp 6600 digitale Anzeigetafeln angezeigt. Die sogenannten Stadtinformationstafeln können vom BBK direkt angesteuert werden. Ihre Zahl hat nach Informationen des Bundesamtes in den vergangenen Jahren zugenommen.

Auch per Cell Broadcast soll wieder gewarnt werden. Dabei erhält jeder Handynutzer, der sich mit angeschaltetem Mobiltelefon in einem bestimmten Gebiet aufhält, eine von einem Geräusch angekündigte Textnachricht - vorausgesetzt das Gerät ist nicht zu alt und die notwendigen Updates wurden gemacht. Je nach Geräteeinstellung kommt die Warnung auf diesem Kanal auf Deutsch oder Englisch. Beim Warntag im vergangenen Jahr lag die Abdeckungsrate von Cell Broadcast bei rund 53 Prozent, wie das BBK unter Berufung auf eine eigene Umfrage berichtet.

Die Zahl der Sirenen ist heute höher als noch vor einigen Jahren, auch wenn es an manchen Orten in Deutschland immer noch gar keine Sirenen gibt. Nach dem Ende des Kalten Krieges hatte man die Geräte vielerorts für überflüssig gehalten und nicht mehr repariert beziehungsweise abgebaut. Inzwischen ist man allerdings bemüht, das zu ändern. Es gibt auch entsprechende Förderprogramme.

Zahl der Sirenen in Deutschland nimmt wieder zu

Exakt wie viele Sirenen es vor fünf Jahren oder vor zehn Jahren gab, weiß allerdings niemand mit Bestimmtheit zu sagen. Denn die bundesweite Übersicht - Katastrophenschutz ist Ländersache - wird erst jetzt erstellt.

Beim ersten bundesweiten Warntag 2020 war vieles schiefgegangen, weshalb der damalige BBK-Chef Christoph Unger seinen Posten räumen musste. Beim zweiten Test am 8. Dezember 2022 lief es besser. "Insgesamt können wir mit einer Quote von rund 90 Prozent über alle Warnkanäle zusammen schon ganz zufrieden sein", findet Tiesler.

Der Leiter der Behörde, die sich früher oft dem Vorwurf ausgesetzt sah, sie würde mit ihren Aufrufen zum Selbstschutz Panik schüren, sieht die Bevölkerung heute besser aufgestellt, was die persönliche Vorsorge für Krisen und Katastrophen angeht.

Umfrage zeigt: Bürger befassen sich stärker mit Vorkehrungen für Krisen- und Katastrophenszenarien 

Im dpa-Interview sagt er: "Unsere Kampagnen und Ereignisse wie die Corona-Pandemie, die Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, aber auch der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine haben dafür gesorgt, dass sich die Menschen stärker mit persönlichen Vorkehrungen für Krisen- und Katastrophenszenarien befassen."

Dies könne das BBK aus den Ergebnissen einer Umfrage ablesen, die das in Bonn beheimatete Amt seit eineinhalb Jahren regelmäßig erstellen lässt. Auch die Zahl der Downloads und der vom BBK auf Anfrage verschickten Ratgeber zu Vorsorge-Fragen hat demnach zugenommen.

Es sei gut, dass das BBK den vom früheren Behördenleiter Armin Schuster (CDU) angeschobenen Ausbau der Warninfrastruktur weiter vorantreibe, sagte Unionsfraktionsvize Andrea Lindholz (CSU). Insgesamt passiere beim Zivil- und Katastrophenschutz in der Bundesregierung aber zu wenig. Dass hier zudem für das kommende Jahr eine deutliche Kürzung der Mittel vorgesehen sei, sei "in Zeiten von Ukraine-Krieg, Klimawandel und immensen Cyberbedrohungen unverantwortlich".

Frage nach Bunkern oder Schutzräumen nach wie vor offen

Weiterhin offen bleibt unterdessen die Frage nach Bunkern oder anderen Schutzräumen für den Fall eines militärischen Angriffs. "Mit der Frage, wie wir mit den verbliebenen 579 Schutzräumen umgehen, beschäftigen wir uns zur Zeit", sagt Tiesler. "Das ist ein komplexes Thema, denn da 2007 entschieden worden war, keine öffentlichen Bunker mehr zu betreiben, stehen wir da noch ziemlich am Anfang."

Ursprungsmeldung vom 23.08.2023, 19.32 Uhr: "Es wird laut": Bald klingeln 50 Millionen Handys zum Warntag

Handys brummen, Schriftzüge leuchten, Sirenen heulen: Bundesweit soll am 14. September 2023 wieder durchgespielt werden, wie im Fall von Katastrophen oder Kriegsfolgen gewarnt wird. Der bundesweite Warntag soll noch besser klappen als der letzte Probealarm im Dezember. Wie das Bundesinnenministerium und das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) mitteilten, wird an besagtem Donnerstag ab 11 Uhr gewarnt, Entwarnung soll es gegen 11.45 Uhr geben.

Diesmal sollen die Menschen möglichst flächendeckend mit einer staatlichen Warnung erreicht werden, wie es hieß. Beim jüngsten Warntag im Dezember erhielten schon neun von zehn Menschen auf dem einem oder anderen Weg eine Warnung - wenn du damals keine Meldung bekommen, könnte es daran gelegen haben.

Bundesweiter Warntag am 14. September 2023 - ein Stresstest auch für Cell Broadcast

"Wir setzen auf den sogenannten Warnmittel-Mix", sagte Innenstaatssekretärin Juliane Seifert. Dazu zählten der Handy-Warnkanal Cell Broadcast, Warn-Apps wie Nina oder Katwarn, Warnungen in Radio und Fernsehen, Sirenen, Informationstafeln in Städten sowie Warnungen auf den Bahnsteigen und in Zügen der Deutschen Bahn. Übrigens: Diese Warn-Apps empfiehlt Stiftung Warentest. Beim sogenannten Cell Broadcast System geht eine automatische Benachrichtigung an jedes Handy, das zu diesem Zeitpunkt eingeschaltet ist, Empfang hat und mit einer aktuellen Software läuft.

Beim Warntag 2022 war das Cell Broadcast System mit automatischen Benachrichtigungen ans Handy erstmals angewendet worden. Knapp 54 Prozent der Menschen wurden damals über Cell Broadcast erreicht.

BBK-Präsident Ralph Tiesler sagte, der Warntag sei ein Stresstest für die Systeme. "Es wird laut." In einem tatsächlichen Zivilschutzfall, also wenn die Bevölkerung vor Kriegseinwirkungen geschützt werden muss, müsste das Warnsystem bundesweit auslösbar sein. "Hier drückt der Bund auf den Knopf", sagte Tiesler. Das laufe dann über sein Amt, möglichst nach Absprache mit der Bundesinnenministerin. Faktisch handele es sich um einen Mausklick.

Im Ernstfall: Wer löst eigentlich den Alarm aus?

In regionalen Fällen wie Bränden oder Amokläufen würden die örtlichen Behörden entsprechend Warnungen aussenden, so Tiesler. Dies ist in mehreren Fällen in den vergangenen Monaten laut Innenressort bereits erfolgreich geschehen. Seifert nannte unter anderem die Amoktat bei einer Versammlung der Zeugen Jehovas im März in Hamburg mit acht Toten.

Anlass für die Einführung von Cell Broadcast in Deutschland war die Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im Sommer 2021 mit mehr als 180 Toten. Seifert wertete die Warnungen auch vor dem Hintergrund des Klimawandels als wichtig. Es gebe "keinen Anlass davon auszugehen, dass die Extremwetterereignisse nachlassen werden".

Tiesler zeigte sich zuversichtlich, dass beim bevorstehenden Warntag eine mindestens ebenso hohe Quote an erreichten Menschen geschafft wird wie im vergangenen Jahr. Das Ziel sei der weitere Ausbau der Warn-Infrastruktur. Jedes einzelne Warnmittel solle jeweils an die bisher nur insgesamt erreichte Quote von 90 Prozent gewarnten Menschen herangeführt werden. "Mit jedem Warntag lernen wir letztlich dazu", sagte Tiesler.

Das ist das Cell Broadcast-Warnsystem

Die Netzwerkchefin von Vodafone Deutschland, Tanja Richter, sagte kürzlich über Cell Broadcast, dass alle emfpangsbereiten Endgeräte bei jeder Warnung sicher erreicht worden seien. "Das neue System funktioniert in unserem Netz sehr zuverlässig." Unter den ausgelösten Warnungen waren auch Probealarme. Unterschiedliche Behörden lösen die Warnung aus, die drei Mobilfunk-Netzbetreiber Vodafone, Deutsche Telekom und O2 übermitteln sie. Cell Broadcast ergänzt die bereits vorhandenen Warnkanäle. Bei dem in Deutschland recht neuen System werden Nachrichten wie Rundfunksignale an alle kompatiblen Geräte geschickt, die in einer Funkzelle eingebucht sind - daher der Name "Cell Broadcast". Es erscheint ein Text auf dem Handy-Display, der auf eine Gefahr hinweist, und es schrillt laut.

Das Spektrum der Alarmgründe ist groß: So meldete das Warnsystem beispielsweise Weltkriegsbomben, aber auch verschmutztes Trinkwasser, einen Waldbrand und einen Amoklauf. Am bundesweiten Warntag im September werden nach Schätzung von Vodafone werden dann mehr als 50 Millionen kompatible Handys schrillen.

Über eine öffentliche Online-Umfrage haben Bürgerinnen und Bürger nach dem Warntag übrigens die Möglichkeit, ihre Erfahrungen mit der Probewarnung zu teilen. Hier wird beispielsweise erhoben, ob sie die Probewarnung über den Cell Broadcast empfangen, im Radio oder über einen anderen Kanal gehört haben. Die Umfrage startet am 14. September gegen 11 Uhr und endet am 21. September um Mitternacht. Die Beiträge bleiben dabei anonym: Weder bei der Erfassung noch der Auswertung sind Rückschlüsse auf die Teilnehmenden möglich.

Alle Umfragedaten und die technische Analyse werden wissenschaftlich ausgewertet und in einem Bericht zusammengestellt. Die Auswertung ist für das Frühjahr 2024 geplant, wird auf der BBK-Webseite veröffentlicht und dient als Basis für die Vorbereitungen zum nächsten Warntag am 12. September 2024.

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