Nach der Sperrung des Oktoberfestes wegen Überfüllung gibt es Kritik am Sicherheitskonzept. "Es war kurz vor der Massenpanik", kommentiert eine Frau auf Instagram einen Post der Stadt zur vorübergehenden Schließung des Festgeländes. Sie habe nach eigenen Angaben Angst gehabt, "totgetrampelt und umgeschmissen" zu werden. "Das war brandgefährlich", schreibt jemand anders. "Die Menschen waren panisch, haben geschrien und geheult."

Andere kritisieren vor allem eine Durchsage aus den Lautsprechern, mit der Besucher ohne Angabe von Gründen aufgefordert worden seien, das Gelände zu verlassen: "Das war Panikmache." Zudem wurden zur Halbzeit der Wiesn bereits mehr Hilfesuchende als im Vorjahr registriert. Dabei ging es oft um Gewalt, einen sicheren Heimweg oder den Verdacht auf K.-o.-Tropfen. Ein Mann soll außerdem eine 21-Jährige nach einem Oktoberfest-Besuch vergewaltigt haben.

"War zu voll" - Oktoberfest zeitweise geschlossen

Das Oktoberfest war am späten Samstagnachmittag wegen zu großen Andrangs vorübergehend geschlossen worden. "Das Gelände insgesamt war zu voll", erläuterte eine Mitarbeiterin der Wiesn-Pressestelle der Stadt München. Verletzte gab es nach ersten Erkenntnissen nicht, der Sanitätsdienst des Oktoberfestes registrierte aber zwei Menschen mit Panikattacken. 

Der Grund für die Schließung: Zum Tischwechsel um 17.00 Uhr hatten sich die Besucherströme geballt. Dadurch waren so viele Menschen gleichzeitig auf der Theresienwiese, dass es an einigen Stellen weder vor noch zurück ging. Etwa eine halbe Stunde lang wurde das Gelände deshalb für Neuankömmlinge komplett abgeriegelt. "Kommt nicht mehr auf das Oktoberfest", teilte die Polizei auf X mit. 

Doch schon bald wurden die Eingänge peu à peu wieder geöffnet. Nach etwa einer Stunde hatte sich alles wieder normalisiert, wie die Wiesn-Sprecherin schilderte. "Das hat sich aufgelöst, indem die Menschen zu ihren Reservierungen in die Zelte gegangen sind. Als es sich wieder besser verteilt hat auf dem Gelände, konnten wir wieder Leute reinlassen." 

U-Bahn ist durchgefahren

Eine Schätzung, wie viele Menschen sich zum Zeitpunkt der Schließung ungefähr auf dem Gelände befunden hatten, lag zunächst nicht vor. Das Sicherheitskonzept habe aber gut funktioniert, bilanzierte die Stadt-Sprecherin. "Bevor es zu einer unangenehmen Situation kommt, werden Maßnahmen ergriffen." So hätten auch die aus der Innenstadt kommenden U-Bahnen vorübergehend nicht an der Haltestelle Theresienwiese angehalten.

Der Feierlaune tat das Ganze offenbar keinen Abbruch. Lautsprecherdurchsagen klärten über die Schließung auf und beruhigten die Anwesenden. "Es bestand und besteht keine Gefahr", hieß es dabei. Den Aufruf auf X, nicht mehr zum Gelände zu kommen, hatte die Polizei auch auf Englisch und Italienisch veröffentlicht. Traditionell kommen am mittleren Wochenende besonders viele Italiener zum weltweit größten Volksfest - teils per Sonderzug.

Der Vorfall ist ungewöhnlich, aber nicht einmalig: Es sei durchaus schon immer wieder mal vorgekommen, dass das Gelände temporär dicht gemacht worden sei, versicherte die Stadt-Sprecherin. Am Sonntagvormittag wollten die Behörden bei einer Pressekonferenz die Halbzeitbilanz nach einer Woche Wiesn vorstellen.

Während Schließung: Kettenkarussell bleibt mit Gästen stehen

Während der Überfüllung auf dem Oktoberfest soll es zu einem weiteren Vorfall gekommen sein. Wie die Abendzeitung München berichtet, soll ein Kettenkarussell ausgefallen sein. Demnach mussten die Fahrgäste eine Stunde lang in 80 Meter Höhe ausharren.

Grund für die Störung war wohl ein defektes Netzteil. Erst als das Netzteil nach einer Stunde ausgewechselt wurden, konnten die Fahrgäste das Kettenkarussell verlassen, so die Abendzeitung München.

Auch in Bezug auf die Sicherheit der Besucher wurden mehrere Vorfälle registriert. So verzeichnete die Aktion "Sichere Wiesn für Mädchen und Frauen" in der ersten Woche bereits 197 Fälle, in denen Frauen und Mädchen Hilfe suchten - und damit einen leichten Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Größtenteils ging es den Angaben zufolge darum, einen sicheren Heimweg zu organisieren, etwa weil Wiesn-Besucherinnen ihre Freundinnen, Partner oder Angehörigen verloren hatten oder weil ihnen das Handy oder die Handtasche geklaut worden war. 

21-Jährige soll auf Oktoberfest vergewaltigt worden sein

Zudem ermittelt die Polizei nach einem Schock-Vorfall auf der Wiesn: Ein Mann soll demnach eine 21-Jährige nach einem Oktoberfest-Besuch vergewaltigt haben. Wie die Polizei mitteilte, hätten sich die beiden zuvor auf der Wiesn kennengelernt. Sie seien in Richtung Theresienhöhe gegangen, dort habe er sie in ein Gebüsch geführt. Gegen ihren Willen soll er dort sexuelle Handlungen vorgenommen haben. Die 21-Jährige habe das Gebüsch anschließend jedoch verlassen können und sich an Polizisten gewandt. 

Laut der Polizei sei die Frau dabei leicht verletzt worden. Der Mann sei geflüchtet. Die Polizei suchte mit einer Beschreibung nach dem Verdächtigen.