Die Hintergründe sind noch nicht ganz klar: Die als Kessler-Zwillinge international bekannten Sängerinnen und Tänzerinnen Ellen und Alice Kessler sind tot. Laut Informationen des Bayerischen Rundfunks starben die Schwestern durch einen assistierten Suizid.
Das Schwesternpaar starb nach dpa-Informationen im Alter von 89 Jahren in Grünwald bei München. Dort soll es in der Folge auch einen Polizeieinsatz gegeben haben. Die Münchner Polizei bestätigte einen Einsatz in Grünwald, ohne Hintergründe zu nennen.
Kessler-Zwillinge wohl gemeinsam gestorben - es gab einen Polizeieinsatz
Wie der Bayerische Rundfunk von der Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS) erfahren hat, sollen die Zwillinge Alice und Ellen durch assistierten Suizid gestorben sein. Demnach sollen eine Ärztin und ein Jurist vor Ort gewesen sein.
Der assistierte Suizid unterscheidet sich von der aktiven Sterbehilfe. Bei der aktiven Sterbehilfe verabreicht ein Arzt jemanden ein Medikament, wodurch die Person stirbt. Das ist in Deutschland laut § 216 im Strafgesetzbuch verboten. "Tötung auf Verlangen" wird mit einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis fünf Jahren geahndet.
Beim assistierten Suizid hingegen wird dem Patienten ein tödliches Medikament verschrieben. Die Person nimmt das Medikament dann selbst ein. Ursprünglich war auch der assistierte Suizid verboten. Der zuständige § 217 "Geschäftsmäßige Förderung der Selbsttötung" wurde jedoch 2020 als verfassungswidrig erklärt und außer Kraft gesetzt. Seitdem ist diese Form unter gewissen Voraussetzungen möglich. Eine neue gesetzliche Regelung ist noch nicht verabschiedet worden.
Erfolgskarriere der Kessler-Zwillinge
Alice und Ellen Kessler zählten zu den erfolgreichsten deutschen Entertainerinnen. Die eineiigen Zwillinge standen mehr als 60 Jahre lang auf der Bühne, unter anderem mit Frank Sinatra, Fred Astaire und Harry Belafonte. Besonders in den USA, in Frankreich und in Italien wurden die Schwestern gefeiert. Noch mit 80 Jahren standen sie für das Udo-Jürgens-Musical "Ich war noch niemals in New York" auf der Bühne.
Schon als kleine Mädchen lernten sie das Tanzen, wurden vom Vater gedrillt. Bald gehörten sie zum Kinderballett der Leipziger Oper und schafften die Aufnahme für die Operntanzschule. 1952, im Alter von 16 Jahren, flohen sie in den Westen und kamen nach Düsseldorf. Um selbstständig und finanziell unabhängig zu sein, tanzten sie in einem Revuetheater.
Dort wurde 1955 der Direktor des Lido in Paris auf die blonden jungen Frauen aufmerksam. Er engagierte sie für das berühmte Varieté auf den Champs-Élysées - die internationale Karriere nahm ihren Lauf. Zuletzt hatten sich die beiden Schwestern aus dem Showgeschäft zurückgezogen und lebten in Grünwald im Süden Münchens.
Hinweis der Redaktion: Wir berichten für gewöhnlich nicht über Selbstmorde. Eine Ausnahme bilden Fälle von großem öffentlichen Interesse. Bei der Telefonseelsorge erreichst du unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 Hilfe in schwierigen, möglicherweise ausweglos erscheinenden Situationen. Innerhalb von Bayern kannst du dich alternativ unter der 0800-6553000 beim Netzwerk Krisendienste Bayern melden. Dort bekommst du rund um die Uhr qualifizierte Hilfe in psychischen Krisen und Notfällen. Unter www.frnd.de ("Freunde fürs Leben") findest du zudem weitere Informationen und Hilfsangebote.